Rezension

Himmel und Hölle einer Frau

Gefangen in Afrika - Hera Lind

Gefangen in Afrika
von Hera Lind

Gertis Kindheit ist alles andere als schön. Sie und ihre Schwester müssen für die Eltern schuften, sich abrackern. Es hagelt Schläge. Mit der Hand, mit dem Schürhaken. Als Gerti 16 ist, haut sie von Zuhause ab. Sie verdingt sich als Haushaltshilfe. Hunger und Leid bestimmen ihr Leben. Doch dann ist es ausgerechnet ihr Vater, der sie aus diesem erneuten Elend befreit. Zu Fuß, verdreckt und verhungert kommen sie bei einer entfernten Tante an. Dort lernt sie zum ersten Mal Liebe kennen, Zusammenhalt, Freundschaft. Die Tante päppelt sie auf, macht sie zu einer fröhlichen jungen Frau. Gerti möchte arbeiten und fängt als Haushaltshilfe bei den Wolfs an. Schon bald verlieben sich Leo und Gerti ineinander.Leo macht Karriere bei der Bank. Leo und Gerti heiraten. Für Gerti scheint es das Paradies auf Erden zu sein.Aus dem bettelarmen Mädchen, auf das alle herab gesehen haben, ist eine angesehene und wohlhabende Frau geworden, zu der man aufschaut. Da Gerti das nichtstuerische Leben zu langweilig ist, übernimmt sie den Lotto-Laden ihrer Schwiegereltern. Zwei Söhne hat sie inzwischen auch auf die Welt gebracht. Ihr Mann Leo ist kaum noch zu Hause. Sie und die Kinder vermissen den Ehemann und Vater nicht. Dann macht Leo auf einmal Geschäfte mit Südwestafrika. Er will unbedingt, dass Gerti und die Kinder nachkommen. Hinter ihrem Rücken verkauft er alles, was sie in Deutschland besitzen. Naiv und lebensfremd wie Gerti nun einmal ist, unterschreibt sie zusammen mit ihrem Mann unzählige Papiere bei einem Rechtsanwalt, ohne zu wissen, was sie in Wirklichkeit da unterzeichnet. Das wird ihr erst klar, als sie mit den Kindern in Südwestafrika angekommen ist. Ihr Mann hat sich gänzlich verändert. Zudem muss sie erfahren, dass ihr Mann dort längst eine zweite Familie hat. Die politische Lage in Südwestafrika spitzt sich zu. Es wird immer gefährlicher dort zu leben. Gerti will mit den Kindern zurück nach Deutschland, doch Leo lässt sie nicht.Freunde verhelfen ihr zur Flucht. So kommen sie mitten im Winter mit nichts als ihren Sommerkleidern am Leib am Frankfurter Flughafen an. Sie schuftet, achtet nicht auf ihre Gesundheit, raucht zu viel, isst nicht. Sie lässt sich von Leo scheiden. Auf einmal erscheint auch ihr Ex-Mann wieder auf der Bildfläche. Fängt das Elend nun von vorne an? Als ihr ältester Sohn heiratet, bricht sie am nächsten Morgen zusammen. So kommt sie in eine Klinik, in der man ihr erneute Unterernährung diagnostiziert. Und hier lernt sie Jürgen Bruns kennen. Er kümmert sich rührend um sie. Die beiden verlieben sich ineinander, doch Gerti hat nach der Erfahrung mit Leo große Beziehungsängste.

Ich habe dieses Buch, die Geschichte der Gerti Bruns in einem Rutsch durchgelesen. Was kann, was muss eine einzelne Frau alles ertragen? Fast unvorstellbar, was diese Frau alles erleben musste und dennoch hat sie nie den Kopf in den Sand gesteckt. Hut ab vor dieser Frau! Hera Lind ist es indes gelungen, die Lebensgeschichte der Gerti Bruns bildhaft darzustellen. Das Buch ist sehr bewegend geschrieben.