Rezension

Hin- und hergerissen

Ostfriesenzorn - Klaus-Peter Wolf

Ostfriesenzorn
von Klaus-Peter Wolf

Bewertet mit 3 Sternen

Ich weiß nicht so ganz, wie ich das Buch finden soll. Es gibt viele tolle Szenen und Aspekte, die mir gefallen haben und gleichzeitig war es doch ganz anders als ich erwartet habe. Dies war mein erstes Buch der Reihe (Band 15) und des Autors, was aber nicht schlimm war, da viel über die Protagonisten Ann Kathrin Klaasen und Weller erklärt wird. Mit einem ausführlichen und eindringlichen Schreibstil beschreibt Klaus-Peter Wolf die Gedanken und Empfindungen der Figuren. Allerdings nehmen diese Beschreibungen auch viel Raum ein, wodurch es nur sehr langsam in der Geschichte voran geht. Klassische Polizeiarbeit, wie ich es von anderen Krimis oder Fernsehserien kenne, habe ich hier nicht gefunden. Rückblickend frage ich mich, was sie für die Ergreifung des Serienkillers getan haben (außer einer Handlung, der ich aber zwiespältig gegenüberstehe). Ich hatte ein wenig das Gefühl, sie lassen andere für sich arbeiten.

Nicht nur die Ermittler spielen hier eine zentrale Rolle, sondern auch der Serienkiller selbst, den der Leser bei seinen Taten begleiten und "in seinen Kopf schauen" kann. Einerseits war das mal was anderes, zugleich abstoßendes, andererseits hat dies aber auch die Spannung rausgenommen, weil ich schon so viel über den Täter wusste, wenn auch nicht, wie er heißt oder andere Aspekte, die zur Ergreifung dienlich gewesen wären. Dass nur am Rande vorkommende Nebenfiguren noch Tiefe bekommen und ich lesen konnte, was sich ein Opfer vom Leben wünscht, wie ihr letzter Freund war, ist für mich zu viel und unnötig, wenn das keine Rolle spielt und sie nur zwei Seiten später umgebracht wird. Deshalb habe ich begonnen, lange Beschreibungen absatzweise zu überspringen.

Spannend finde ich immer Bücher mit verschiedenen Perspektiven. Hier waren es mir allerdings zu viele. Nicht alle werden bis zum Ende fortgeführt, aber teilweise sind es sieben zur gleichen Zeit gewesen, was nicht für mehr, sondern weniger Überblick gesorgt hat. Vor allem zu Beginn konnte ich nicht alle Sichtweisen einordnen.

Trotzdem sind die Morde, die Motive des Täters und die Figuren gut ausgearbeitet. Ein Serienkiller, der um die Gunst und Anerkennung eines anderen Serienkillers kämpft, ein zweiter Serienmörder, der von vielen aus der Bevölkerung gemocht und unterstützt wird, die kleinen Details wie Cafés und andere Orte auf Langeoog, die die Geschichte lebendig werden lassen, haben mir gut gefallen.

 

Fazit:

Grundlegend eine gute Story, die Umsetzung hätte ich mir aber anders gewünscht, mit mehr Tempo, weniger langen Beschreibungen und weniger Perspektiven. Der Krimi hat nicht ganz meinen Geschmack getroffen. Wer einen ruhigen und sich langsam entwickelnden Krimi mit Lokalkolorit mag, dem kann ich dieses Buch empfehlen.