Rezension

Hinter der Tür

Hinter der Tür - Magda Szabó

Hinter der Tür
von Magda Szabó

Jahrelang hat Emerenc den Haushalt der Schriftstellerin und ihres Mannes versorgt. Als Dienstbote empfindet sie sich nicht: Sie wählt sich ihre "Herrschaft", teilt sich die Arbeit in den verschiedenen Stellen selbst ein und ist stolz darauf, alles im Griff zu haben. Auch in der Nachbarschaft hat sie die Zügel fest in der Hand und ist für viele Menschen ein Orientierungspunkt. Doch an sich herankommen lässt sie niemanden: In ihre Wohnung darf niemand hinein. Als sie nach Jahren der Schriftstellerin die Tür öffnet und diese das erste Zimmer betreten darf, ist das ein großes Vertrauenszeichen, denn so erfährt sie ein Geheimnis.

Dann wird die unermüdliche Emerenc krank. Sie liegt in ihrem Zimmer, lässt niemanden hinein. Tagelang ist sie nicht zu sehen. Allen ist klar: Wenn sie weiter unversorgt, ohne Pflege, Medikamente, Lebensmittel und Hygiene dort bleibt, wird sie sterben. Um sie zu retten, greift die Schriftstellerin zu einer List. Die Tür wird aufgebrochen, und Emerenc wird in der Notaufnahme des Krankenhauses gerettet. Doch was sie der alten Frau mit dieser Rettung angetan hat, begreift die Schriftstellerin erst im Nachhinein...

Alt und jung, Herrin und Dienerin, Intellektuelle und Ungelernte - die beiden Frauen sind völlig verschieden. Im Laufe der langen Zeit nähern sie sich einander an und entwickeln eine Beziehung, die der zwischen Mutter und Tochter gleicht. Doch wie so häufig ist diese nicht unproblematisch. Jede glaubt zu wissen, was für die Andere das Richtige, das Beste sei - doch kann man das wirklich erkennen? Und so muss die Schriftstellerin damit leben, dass sie mit ihrem Rettungsversuch das Leben der alten Frau zerstört hat.

Ein Buch, das Menschen nicht eindimensional zeichnet, sondern ihre vielschichtige Persönlichkeit beschreibt. Keine leichte, aber eine lohnende Lektüre.

Dieses Buch wurde 2012 verfilmt.