Rezension

Hinterm Tresen und anderswo

Das Leben ist gut - Alex Capus

Das Leben ist gut
von Alex Capus

Bewertet mit 5 Sternen

Max ist seit fünfundzwanzig Jahren mit Tina verheiratet, sie ist die Liebe seines Lebens. Er betreibt eine kleine Bar, tagsüber bringt er das Altglas weg, repariert das Mobiliar – oder begibt sich auf die Suche nach einem ausgestopften Stierkopf, der unbedingt über dem Tresen hängen soll. Max liebt sein Leben, so wie es ist, seine Familie, seine Freunde. Das wird ihm einmal mehr bewusst, als Tina zum ersten Mal in ihrer gemeinsamen Ehe beruflich ohne ihn unterwegs ist. „Das Leben ist gut“ verteidigt mit scharfem und versöhnlichem Blick, das, was im Alltag schnell übersehen wird. Es ist ein Roman über das Menschsein – vor allem aber eine Hymne an die Liebe.

Es passiert nichts.
Es passiert wirklich nichts.
Trotzdem wird dieses Buch auf meiner Top Ten 2016 landen.

Ein Paar, das eine gute Ehe führt. Ein Mann, ruhig, gelassen und mit sich selbst im Reinen, der in seinem Beruf zufrieden ist. Durch seine Bar, die er allein führt, umgibt er sich mit skurrilen Typen, denen er freundlich bis freundschaftlich begegnet. Seine Frau Tina bekommt eine Gastprofessur in Paris, und die Erzählung steigt ein, nachdem Max sich von ihr verabschiedet hat.

Wie Episoden reihen sich die Begegnungen mit den Gästen aneinander. In kurzen Sequenzen erstehen Biographien, sogar von den Toten bleibt mehr zurück als nur Erinnerungen. Lebensläufe von verschiedenen Menschen treffen aufeinander, und Max kennt sie alle.

Rosa Zuckerguss? Das Gefühl hat man nicht. Capus erzählt ein Stück Tagesgeschäft, man fällt in seine Geschichte hinein und landet weich. Es ist einfach alltägliches Leben eines nicht so ganz alltäglichen Mannes. Irgendwie freut man sich als Leser, jemanden zu treffen, der zufrieden ist, der zielstrebig durchführt, was erledigt werden muss, der noch Träume hat und dem Merkwürdiges durch den Kopf geht.

Ich höre schon Stimmen, die dem Buch die mangelnde Handlung, den fehlenden Spannungsbogen und die eingeschränkte Entwicklung der Figuren vorwerfen.
Meine Stimme wird nicht dazu gehören.