Rezension

Historische Phantastik in der Tradition nordischer Sagas

Schildmaid -

Schildmaid
von Judith C. Vogt

Bewertet mit 5 Sternen

Bei Schildmaid von Judith & Christian Vogt handelt es sich, anders als der Text auf der Rückseite impliziert, um keine moderne Neuinterpretation nordischer Sagen im Sinne eines re-telling, wie es in jüngster Zeit bei vielen Märchen bekannt ist. Vielmehr werden hier Elemente des Repertoires klassischer Sagas aufgegriffen nahtlos mit originellen Inhalten zu einem atmosphärischen, spannenden Abenteuer zusammengefügt.

Da der Erzählstil der Tradition altnordischer Sagas steht, unterscheidet er reizvoll von dem heute üblicheren Stil, allerdings ohne sperrig oder schwerfällig zu sein.

Was die Charaktere angeht kann ich nur die Vielfältigkeit hervorheben: auf dieser Reise begegnen uns (vorallem) Frauen verschiedener sozialer Schichten und persönlicher Hintergründe, allesamt vereint durch ein Anecken mit den ihnen vorgeschriebenen gesellschaftlichen Rollen. Sie kämpfen miteinander, gegeneinander und sind als Figuren rund, komplex und lebendig. An dieser Stelle möchte ich auch besonders die Glaubwürdigkeit der Kindercharaktere loben.

 Das historisch ausgezeichnet recherchierte und durchdachte Setting wird angereichert mit diversen Themen, die zurecht als progressiv bezeichnet werden, so werden u.a. Queerness, Selbstfindung und der Umgang mit verschiedenen Gewalterlebnissen mit dem Vokabular und Möglichkeiten der Zeit erörtert. Hierdurch wirken die Dialoge der Figuren nicht „modernisiert“ sondern authentisch und natürlich.

Ich weiß nicht, was ich noch schreiben könnte ohne zu viel vorweg zu nehmen. Darum hier abschließend: Unbedingte Leseempfehlung meinerseits, obwohl ich die letzte Seite vor Tagen gelesen habe, klingt die Geschichte unverändert stark in mir nach.