Rezension

Historischer Ausflug in die schottischen Highlands

Glencoe - Charlotte Lyne

Glencoe
von Charlotte Lyne

Im Oktober des Jahres 1678 reitet Sandy Og MacDonald aus Glencoe nach Glenlyon um sich dort seine ihm versprochene Braut Sarah aus dem Hause Campbell zu holen. Für den Leser ist sofort klar, dass Sarah und Sandy Og sich sehr nahe sind, es ist Liebe auf den ersten Blick zwischen diesen beiden Menschen. Die kommenden Jahre jedoch zeigen, dass Gefühl alleine oft nicht reicht. Sandy Og und Sarah machen sich das Leben schwer in dem sie kaum miteinander reden. Dadurch kommt es unter ihnen auch oft zu Missverständnissen. Dies wird vor allem verstärkt durch die Geburt ihres gemeinsamen Sohnes Duncan, der mit einem verkrüppelten Fuß zur Welt kommt. Sowohl Sarah als auch Sandy Og lieben dieses Kind, aber die Abneigung der Menschen in Glencoe gegenüber diesem Krüppel lässt die Eltern die Schuld für Duncans Verkrüppelung jeweils bei sich selbst suchen. Auch ist Sarah keine perfekte Köchin und Hausfrau und so fühlt sie sich in Glencoe wie eine Außenseiterin. Alle ihre Bemühungen sich mit den Frauen des Clans auf eine Ebene stellen zu können, laufen fehl. Auch hierin liegt eine Gemeinsamkeit zu ihrem Mann Sandy Og. Dieser strebt seit seiner Kindheit nach Anerkennung durch seinen Vater den  MacIan und seinen Bruder John, den künftigen Clanführer. Sarah und Sandy Og sehen zwar die Probleme des jeweils anderen, sind aber nicht in der Lage aufeinander zuzugehen.

Als König James nach Frankreich fliehen muss, weil sein Schwiegersohn William ihm den Thron streitig machen will, müssen sich auch die Clans der Highlands entscheiden wem sie die Treue halten. Auch Sandy Og zieht mit seinem Clan in den Krieg und macht seinem Namen in der Schlacht von Killiecrankie alle Ehre. Aber diese Schlacht ist nicht die Letzte, in die Sandy Og ziehen wird und so ist Sarah immer wieder einmal auf sich alleine gestellt und muss mehr als einmal um das Leben ihres Mannes bangen.

Charlotte Lyne entführt den Leser in ihrem Buch „Glencoe“ in die schottischen Highlands und beschreibt eine Landschaft und ein Tal so ausgeprägt schön und wild, dass man gerne einmal dorthin reisen möchte. Sofort ist klar, dass das Leben in diesem Tal den Menschen damals alles abgefordert hat. Dennoch spürt man ganz ausgeprägt ihre Verbundenheit zu diesem Land, ihrer Heimat, die ihnen niemand nehmen soll. So sind sie zum Äußersten bereit, jeder auf seine Art.

Die Liebesgeschichte zwischen Sarah und Sandy Og dominiert im Buch und mag so auch diejenigen Leser erfreuen, die sonst eher ungern zu einem historischen Buch greifen. Die historischen Fakten und die damaligen Ränkespiel um die Macht und die Abhängigkeit der Clans von ihren Treueschwüren fließen immer wieder in die Handlung ein und runden das Gesamtbild zu einer stimmigen Geschichte ab.

Die Aufmachung des Buches ist besonders zu erwähnen. Ein wundervoller Schutzumschlag, eine Karte vorne und hinten im Buchdeckel, ein Glossar, ein Verzeichnis der handelnden Personen und ein wundervolles Nachwort der Autorin, machen auch die Gesamtgestaltung zu etwas ganz Besonderem.

In Glencoe habe ich mich über 640 Seiten hinweg einfach nur wohl gefühlt, die Charaktere sind mir ans Herz gewachsen, ich habe mit ihnen gelebt und gelitten und kann sagen: Auch in mir schlägt nun ein Herz für Glencoe und eines Tages möchte ich dieses Fleckchen Erde gerne persönlich betreten.

Danke Charlotte Lyne für diesen historischen Roman mit Menschen von damals und ihren Schwächen und Stärken, ihrem Leiden und Lieben, ihrer Hoffnung und ihrer Trauer.

Copyright © 2011 by Iris Gasper