Rezension

Höchst interessante Familiengeschichte

Alles, was wir nicht erinnern -

Alles, was wir nicht erinnern
von Christiane Hoffmann

Bewertet mit 5 Sternen

Die 1967 geborene Autorin ist seit kurzem stellvertretende Regierungssprecherin. In diesem Buch, das im Hinblick auf den Ukraine-Krieg so viel an Aktualität gewonnen hat, arbeitet sie ihre eigene Familiengeschichte auf.

Ihr Vater wurde 1935 in Niederschlesien im heutigen Polen geboren, von wo er Ende Januar 1945 mit seiner Mutter in einem Treck der Dorfbewohner vor den herannahenden Russen floh und nach mehreren Wochen und 550 km in Böhmen ankam, bis die zwei nach Norddeutschland zum älteren Bruder gelangten. Im Jahr 2020 wandert die Autorin zu Fuß nur mit Rucksack die Route ihres kürzlich verstorbenen Vaters ab. Der Buchtext besteht abwechselnd aus Passagen über ihre Wanderung, auf der sie mit vielen Polen und Tschechen über die Kriegs- und Nachkriegszeit sowie deren Sicht über Europa gesprochen hat, und aus der anhand von Gesprächen und vorhandenen Aufzeichnungen rekonstruierten Wiedergabe ihrer Familiengeschichte, über die ihr Vater nur wenig Auskünfte gegeben hatte. Hier wird sehr viel Persönliches sehr beeindruckend wiedergegeben. Es deutet sich bereits die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine an.

Ein so geschichtsträchtiges Buch, das die Millionen Deutschen und ihre Nachfahren besonders ansprechen wird, die einen Flucht- oder Vertreibungshintergrund haben.