Rezension

Hoffnungsschimmer ***

Die November-Schwestern -

Die November-Schwestern
von Josephine W. Johnson

Bewertet mit 3 Sternen

Aufgrund der Wirtschaftskrise zieht Familie Halmarne auf eine Farm, die schon lange im Familienbesitz, jedoch mit einer Hypothek belastet ist. Mutter Willa, Vater Arnold und die drei Töchter Kerrin, Marget und Merle versuchen, dem kargen Boden Überlebensnotwendiges abzuringen und durch den Verkauf von Milch und Eiern ein wenig Geld zu erwirtschaften. Einige Jahre funktioniert das mehr recht als schlecht, als aber der Regen ausbleibt und die Ernte dahin ist, sieht es finster aus am Horizont.

Düstere Farben und eine trostlose Atmosphäre schweben über diesem in sehr eindrücklicher Sprache verfassten Roman. Während Marget und Merle sich anfangs damit begnügen, „zu lesen, zu essen und zwischen den Hügeln am Leben zu sein“ (kindle, Pos. 642), ist das für Kerrin nie genug. Sie ist ein unruhiger Wirbelwind, der sich nur schwer zurechtfindet am Land. Als der Vater mit der harten Arbeit nicht mehr zurande kommt, stellt er Grant ein, der das Leben der drei jungen Damen gehörig auf den Kopf stellt.

Josephine W. Johnson strickt keine Handlung im klassischen Sinn, vielmehr versteht sie sich darauf, Bilder zu inszenieren, einzelne Problemfelder herauszugreifen. Die Figuren sind grob skizziert und dennoch kennt man schnell ihre ganz persönlichen Eigenheiten, ohne dass sie im grellen Rampenlicht stehen, denn das gibt es hier schlicht und einfach nicht. Das Leben am Bauernhof ist ein karges, der Spruch „Ihr Bauern habt zu essen … immerhin zu essen.“ (kindle, Pos. 822) auch nicht jederzeit gewiss. Realitätsnah und schonungslos erzählt die Autorin von Dramatik und Leid, nicht jedoch ohne am Ende mutig dem Morgen ins Gesicht zu sehen. Beeindruckend ist die glasklare Sprache, mit der das Farmerdasein geschildert wird, der unterschiedliche Umgang der einzelnen Familienmitglieder mit ihren Sorgen und Nöten. Die Tristesse ist bisweilen greifbar, die Abhängigkeit von Nachbarn und den Naturgewalten evident. Trotz allem kann mich dieses Buch nicht so recht begeistern, die Schwere lastet gleichsam auf den unnahbaren Figuren wie am Leser.

Fazit: ein stilistisch sehr ansprechender Roman, der jedoch bedrückend wirkt und nur einen kleinen Hoffnungsschimmer an den Horizont zaubert.