Rezension

Humorvoller Krimi

Die Farben des Mörders - Miriam Rademacher

Die Farben des Mörders
von Miriam Rademacher

Bewertet mit 5 Sternen

„...Unter dem Gerümpel in ihrem Zimmer muss irgendwo auch ihr Humor liegen...“

 

Eine Frau verlässt ihr Zimmer, ein dünnes Stahlseil in der Tasche. Sie will nicht länger davonlaufen.

Das morgendliche Erwachen ist für Pfarrer Jasper Johnson wenig angenehm. Schuld war der Whiskykonsum des vorhergegangenen Abends. Sein Freund Colin hatte ihn ausgetrickst. Die Folge war, dass Jasper ab sofort einen Kurs für therapeutisches Malen im nahen Altenheim halten musste. Dort sucht Colin im Garten Blumen für einen Tanzkurs und stolpert über eine Leiche.

Die Autorin hat einen spannenden Kriminalroman geschrieben. Das Buch lässt sich flott lesen und hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das liegt unter anderen an den außergewöhnlichen Ermittlern und dem angenehmen Schreibstil. Ich habe mich als Einsteig für ein sarkastisches Zitat entschieden, hätte aber eben so gut ein fast philosophisches wählen können. Das zeigt schon die Vielfalt in der Gestaltung.

Das selbsternannte Ermittlerteam besteht aus Pfarrer Jasper, Tanzlehrer Colin, seiner Freundin Lucy und Norma, die ihre kleine Gestalt durch viel Energie kompensiert. Schon die gegensätzlichen Interessen zwischen den Vieren sorgen für spannungsgeladene Situationen. Während sich Jasper begeistert in die Ermittlungen stürzt, würde Colin am liebsten die Finger davon lassen. Außerdem nimmt er jede Chance wahr, Lucy vom Tatort fernzuhalten. Es könnte ja gefährlich werden. Jasper ist ein Pfarrer mit Humor. Hinzu kommt seine Schlagfertigkeit, mit der er in jeder Lage das richtige Argument findet. Lucy dagegen zeigt im Laufe der Handlung eine Menge neue Talente.

Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Wie schon erwähnt, gibt es humorvolle, aber auch tiefsinnige Stellen. Sehr behutsam geht die Autorin mit den kleineren und größeren Problemen der Heimbewohner um. Fiona zum Beispiel spürt, dass sie zunehmend Dinge vergisst, und hat für sich eine Möglichkeit gefunden, damit positiv umzugehen. Es gibt andere Stellen, wo ich als Leser genauso wie die Ermittler als Beobachter fungieren und wo wir einen Einblick erhalten, welch Schwierigkeiten höheres Lebensalter bringen kann. Jasper und Colin nutzen ihre Arbeit im Altenheim, um Erkenntnisse über den Mordfall zu sammeln. Erschwerend kommt hinzu, dass die Tote nicht diejenige ist, für die man sie zuerst hielt. Gut gefallen hat mir die Entwicklung von Colin. Den Tanzkurs hat er Jasper zu verdanken. Er gestaltet ihn nach einer Internetempfehlung und ist unzufrieden. Als er sich auf seine eigenen Fähigkeiten besinnt und den Bewohner etwas zutraut, beginnt ihm selbst die Sache Spaß zu machen. Feine ironische Spitzen lockern ab und an das Geschehen auf. Nach und nach erschließt sich den Ermittlern die Vergangenheit manch Heimbewohner. Der örtliche Polizist, der von einer großen Karriere träumt, läuft eher so nebenbei mit und kommt in entscheidenden Momenten meist zu spät.

Das Besondere am Buch sind die Kapitelüberschriften. Es sind Farben, die dann auch im Text eine mehr oder weniger große Bedeutung haben. Die Unterteilung der Kapitel in kleinere Abschnitte durch Spuren an entsprechender Stelle finde ich schön. Es passt zu einem Krimi.

Das farbenfrohe Cover mit Malkasten und Pinsel weckt das Interesse.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Das lag nicht zuletzt an der Ausgewogenheit zwischen humorvollen Szenen, den wie nebenher laufenden Ermittlungen und den einen oder anderen tiefsinnigen Gedanken.