Rezension

Ich habe eine neue Lieblingsserie!

Entflammte Nacht - Gail Carriger

Entflammte Nacht
von Gail Carriger

Bewertet mit 4 Sternen

Nachdem am Ende des letzten Bandes herauskam, dass Lady Alexia schwanger ist, wurde sie von ihrem Mann verstoßen. Zu Beginn von „Entflammte Nacht“ wohnt Alexia nun wieder bei ihrer Mutter, dem Stiefvater und den Halbschwestern. Zunächst weiß außer ihrer Schwester, die sie zum Stillschweigen bestochen hat, niemand von ihrem Zustand. Bis es eines Morgens in der Klatschspalte steht. Wie auch ihr Mann, glaubt keiner ihrer Familie, dass das Kind von ihm ist. Für alle steht fest: Alexia muss fremdgegangen sein. Werwölfe und Vampire können schließlich keine Kinder zeugen.
Man sollte glauben, schlimmer könne es für Alexia nicht mehr kommen … aber dann gäbe es dieses Buch ja nicht. ;)
Im Gegensatz zu den Werwölfen und der (menschlichen) Londoner Gesellschaft, hegen die Vampire scheinbar keinen Zweifel daran, dass Alexia von Lord Maccon schwanger ist. Doch wenn auch Alexia von ihrem Kind stets nur als „das ungeborene Ungemach“ denkt, sind die Vampire da noch drastischer: Sie wollen Alexia töten.
So befindet sie sich bald auf der Flucht aus England Richtung Italien, wo sie hofft, Beweise für ihre Theorie zu finden, dass ihre Seelenlosigkeit und ihre Fähigkeit, Übernatürliche durch ihre Berührung zu Menschen zu machen, Schuld an ihrer Schwangerschaft ist. Floote und Madame Lefoux begleiten sie auf einer recht abenteuerlichen Reise durch Frankreich – auf der sie erneut von Vampiren angegriffen werden – nach Italien. Durch den Vatikan und die Tempelritter (die in Gail Carrigers Welt noch immer existieren und nicht gerade unbedeutsam sind), ist Italien weitestgehend frei von Übernatürlichen: Jeder Vampir und Werwolf wird sofort getötet und auch den Drohnen und Claviger geht es wortwörtlich an den Kragen.
Wer jetzt allerdings glaubt, dass die Templer Alexia aus diesen Gründen wegen ihrer Fähigkeiten positiv gegenüber stehen, irrt sich gewaltig. Für sie ist Alexia nichts weiter als eine Waffe, die sie benutzen wollen.
Und was macht Lord Maccon während seine Frau in Italien weilt und Hinweise zu dem ungeborenen Ungemach sucht? Er betrinkt sich. Und betrinkt sich. Und betrinkt sich noch ein wenig mehr, bevor er zur Vernunft kommt. Armer Professor Lyall, muss er doch jetzt das Ansehen und die Stärke des Rudels wahren – und versuchen, seinen Alpha davon abzuhalten, sich weiter zu betrinken und zu akzeptieren, dass Alexia die Wahrheit sagt. Und dann ist da noch die Frage, weshalb Lord Akaldema sich so plötzlich aus London entfernt hat …
Ich mag diese Reihe einfach. Ich mag Alexias Art und das ganze Zusammenspiel der sehr verschiedenen Figuren untereinander. In diesem Buch bringt Gail Carriger auch einige neue Figuren unter, so zum Beispiel Madame Lefoux’ Cousin, einen deutschen Professor mit „Staubwedel“, der alles anbellt und natürlich die Templer. Besonders der Professor und die Templer haben mich allerdings recht schnell einfach nur genervt und ich hoffe, wir sehen beide so schnell nicht wieder.
Hier fand ich auch Alexias logisches Auftreten etwas schade. Ich muss zugeben, hätte ich erfahren, dass mich die Templer für einen Dämon halten, und alles vernichten, was ich mit meinem Mund berühre, und mich anzusehen oder mit mir zu sprechen ein Unding für sie ist,  ich hätte mir einen Spaß daraus gemacht, das gesamte Geschirr zu benutzen und wäre den Templern nicht von der Pelle gerückt. Aber gut, Alexia ist nun einmal nicht so veranlagt. Aber Alexia sorgt auch so für ausgleichende Gerechtigkeit …
Conall hätte ich in diesem Buch liebend gerne geschüttelt und ihn angeschrien, er solle seinen Kopf benutzen, da er genau weiß, dass Alexia ihn nie betrügen würde. Natürlich verstehe ich, dass er im ersten Moment nicht klar denken konnte und ich verstehe es auch als Teil der Handlung für nötig, aber irgendwann dachte ich doch, ja, gut, es reicht jetzt, werd gefälligst nüchtern und such deine Frau! Gut, dass er es nicht getan hat, denn da ist ja noch die Sache mit dem untergetauchten Lord Akaldema … Und die ging mir doch ans Herz und ich bin wirklich gespannt, was sich aus diesem Handlungsstrang in den beiden verbleibenden Büchern ergeben wird.
Der Schreibstil ist gewohnt souverän. Jede Figur hat ihre passende Stimme und die Sprache lässt einen sofort in die richtige Epoche gleiten. Durch scheinbare Nebensächlichkeiten erfährt man Häppchenweise mehr über das 19. Jahrhundert (sowohl das echte, als auch das Steampunk-Jahrhundert, das Gail Carriger in ihrer Reihe nutzt), ohne, dass es wie eine Schulstunde rüberkommt. Man schnappt ganz im Vorbeigehen hier ein wenig auf und da. Ganz besonders schön waren hier die Szenen in Italien, bspw. als Alexia zum ersten Mal Kaffee trinkt (wie kann man ihr das nur antun) oder sie diese sehr leckere grüne Zeug versucht, dass die Italiener überall drauf machen, und dass sich schnell zu ihrer Lieblingsspeise entwickelt (ja, hiermit ist Pesto gemeint und ich habe ständig beim Hören Hunger bekommen, besonders auf Spagettlio (oder so ähnlich)).
Tanja Fornaro ist hervorragend als Sprecherin dieser Reihe, das habe ich aber, glaube ich, auch bereits bei meiner letzten Rezension gesagt. Nichts desto trotz freue ich mich schon jetzt auf den nächsten Band. Ich glaube wirklich, mit Lady Alexia habe ich eine neue Lieblingsreihe entdeckt.