Rezension

Ich mach mir Sorgen Mama

Ich mache mir Sorgen, Mama - Wladimir Kaminer

Ich mache mir Sorgen, Mama
von Wladimir Kaminer

Bewertet mit 5 Sternen

In der Schönhauser Allee lebt es sich wie überall sonst, auch wenn da Kaminer wohnt. Erneute Bekanntschaft mit Kaminers Familienmitglieder und einer breiten Variation an Flora und Fauna (zum Teil auf dem Balkon). So erheitert er uns diesmal mit Episoden aus der Entwicklung seines vierjährigen, etwas phlegmatischen Sohnes Sebastian, dessen Auseinandersetzung mit der Einwanderungsbehörde und der Vorstellung seiner gestressten Hauskatze Marfa und ihrem Tierarzt, der stets zur alternativen Heilmethode rät. Er nimmt uns mit auf eine Reise nach Teneriffa und führt uns beispielhaft die Vorteile des Club- und Massentourismus vor Augen, er verweist auf die Notwendigkeit von Werbung für die eigenen Eltern, überrascht mit Amok laufenden Teletubbies und wäscht für uns den neuen Teppich. Wieder einmal bringt Wladimir Kaminer die Mentalitätsunterschiede zwischen Deutschen und Russen einfach vortrefflich zu sprache. Er beschreibt in seiner wunderbar lakonischen Art, wie er für uns normale Situationen wahrnimmt. Ich kenne fast alle Bücher dieses Autors und kann von daher sagen, sein „Mama"- Werk ist mit Abstand das Beste, was er jemals geschrieben hat. Es sind zwar nur Kurzgeschichten, die sich alle um das gleiche drehen, um das Familienleben, manchmal zum Wegschmeißen komisch, manchmal unmöglich sentimental, aber sie schließen sich auf eine metaphysische weise zu einem runden Bild zusammen.