Rezension

Ich würde 3,5 Sterne geben

Glückstöchter - Einfach lieben -

Glückstöchter - Einfach lieben
von Stephanie Schuster

Bewertet mit 3 Sternen

Eines möchte ich gleich vorweg erwähnen: Dieser Teil hat mir weit besser gefallen als der erste. Wer also, so wie ich, seine Probleme mit "Glückstöchter - einfach leben" hatte, der sollte es vielleicht trotzdem mit Teil zwei versuchen. Für mich hat es sich jedenfalls gelohnt.

Die Geschichte knüpft eigentlich nahtlos an die Geschehnisse des ersten Teiles an und erzählt weiterhin von den Leben der beiden Protagonistinnen- Eva und Anna.

Sehr überzeugend fand ich auch hier wieder den Schreibstil von Stephanie Schuster, der war auch schon in Teil eins super. Er ist sehr anschaulich aber gleichzeitig locker und leicht, sodass man schnell in der Geschichte vorankommt. Außerdem fand ich diesen Teil weit dynamischer und spannender erzählt. Kleine Cliffhanger am Ende vieler Kapitel haben mich oft zum Weiterlesen animiert. Trotzdem fand ich leider, dass die Geschichte(n) an manchen Stellen zu sehr in die Länge gezogen waren. Dafür wurde dann auf den letzten 100 Seiten so richtig Gas gegeben und alles im Schnelldurchlauf abgehandelt. Ich kann nur vermuten, dass das eventuell daran liegen könnte, dass diese Reihe ursprünglich mal als Trilogie angedacht war und dann anscheinend auf eine Dilogie gekürzt wurde. Deshalb habe ich auch leider das Gefühl gehabt, dass noch einige Fragen offen geblieben sind und nicht alles auserzählt wurde. Außerdem gab es auch den ein oder anderen Logikfehler, ich fand es z. B. nicht glaubwürdig, dass eine Person mit kaum Lebensmitteln auf Lager über ein halbes Jahr auf einer unzugänglichen Alm überwintert.

Etwas unangenehm fand ich, dass hier wirklich 1000 und 1 Themen angesprochen wurden, von denen die meisten aber die Handlung nicht wirklich weitergebracht haben, sondern einfach nur Erwähnung fanden, damit sie halt auch mal erwähnt wurden. Zum Beispiel erleidet hier eine Person eine Fehlgeburt, das wird in ein, zwei Sätzen komplett emotionslos beschrieben und findet später eigentlich keine Erwähnung mehr, besagte Person setzt sich damit überhaupt nicht auseinander. Dann kann man es auch gleich weglassen. Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Autorin sich auf ein paar weniger Themen konzentriert hätte, diese dafür aber besser auserzählt worden wären.

Ganz besonders negativ aufgefallen ist mir, wie unglaubwürdig und mit wie wenig Feingefühl mit dem Thema Vergewaltigung umgegangen wurde. Oder ist es glaubwürdig, dass ein Vergewaltigungsopfer sich die Klamotten vom Leib reißt, auf einen Tisch steigt und vor versammelter Mannschaft, darunter auch der Vergewaltiger, ihre Verletzungen präsentiert? Ich fand das richtig unangenehm zu lesen, weiß auch nicht wieso aber das war mein Gefühl dabei.

Ich fand auch, dass die beiden Handlungsstränge sehr wenig miteinander zu tun hatten. Ich kenne solche „Zwei-Zeitebenen-Geschichten“ eher so, dass die beiden Erzählstränge miteinander verflochten sind und sich gegenseitig unterstützen. Das man durchs Lesen der einen Zeitebene mehr über die jeweils andere erfährt. Hier war der Fokus leider zu sehr auf Nebensächlichkeiten ausgelegt. Tatsächlich fängt Eva ungelogen erst auf den letzten 100 Seiten von über 600 an, nach ihrer Herkunft zu forschen.

Zu den Protagonisten: meine Probleme hatte ich nach wie vor mit Eva und ihrer WG. Hier wurden Sachen erzählt, da stellte es mir die Nackenhaare auf. Wie hier mit bestimmten Situationen umgegangen wurde und wie sich die Personen verhalten haben, konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. (Liegt vielleicht daran, dass ich nicht in dieser Zeit aufgewachsen bin, vielleicht können Personen, die die 70er Jahre live miterlebt haben, eher Zusammenhänge herstellen.) Ich mochte Eva zwar etwas lieber als im ersten Teil aber auch hier konnte ich nie wirklich mit ihr sympathisieren.

Anna mochte ich da schon etwas lieber, obwohl ich auch mit ihren Handlungen und Entscheidungen nicht immer einverstanden war aber zumindest war sie nicht so nervig wie Eva.

Mein Fazit:

Ich fand diesen Teil auf jeden Fall besser als den ersten und bin froh, dass ich die Reihe abgeschlossen habe. Allerdings hat halt auch dieser Teile leider einige Schwächen.