Rezension

Schöne Geschichte , einmal angefangen zu lesen, kann man nicht aufhören

Glückstöchter - Einfach lieben -

Glückstöchter - Einfach lieben
von Stephanie Schuster

Bewertet mit 5 Sternen

Im Einklang mit der Natur

,, Glückstöchter - Einfach lieben "  von Stephanie Schuster ist der zweite Teil der Dilogie über zwei junge  naturverbundenen Frauen .

Zwei Frauen im Einklang mit der Natur und auf der Suche nach dem Glück. 

Obwohl ich den ersten Teil nicht kenne, habe  ich nach wenigen Seiten gut in die Geschichte hineingefunden.  Manche vorangegangenen Ereignisse werden erwähnt, so daß mir nichts zum Verständnis fehlte.  

Auf zwei Zeitebebenen wird abwechselnd das Leben von  Anna von Quast ( Jahre 1911 bis 1918 )  und Eva Klein  ( 1977 / 1978 )  erzählt.  

Nach dem  Tod ihres Vaters, zieht die 22 jährige Anna im Sommer 1911 , anders als zunächst geplant, alleine auf die Staffelalm der Familie.  Für Anna ist es die Tonkaalm, weil dort trotz der eigentlich nicht geeigneten Witterungs-und Bodenverhältnisse ein Tonkabaum, ein Reisemitbringsel ihres Vaters, wächst und gedeiht.  Seit dem Tod der Mutter vor 12 Jahren war keiner der Familie mehr dort.  Dementsprechend sieht es dort bei ihrer Ankunft aus.  Auf der Alm möchte sie sich  nach einem längeren Aufenthalt zur Genesung auf dem Schweizer  Monte Verità ein selbstbestimmtes  Leben aufbauen.  Einen Nutzgarten anlegen , von den Erträgen der  Ernte  und  dem Verkauf von selbst angefertigter Keramik  ihren Lebensunterhalt zu  bestreiten, ist ihr Plan. Kenntnisse über die Pflanzen hat sie von ihrem Vater, der mit  seinem  Gut Dreisonnenquell als der Blumenbaron bekannt war. Ein harter und arbeitsreicher Sommer  erwartet sie. Und doch fühlt sie sich dort oben,  abgeschieden von der Gesellschaft wohl. Die Baroness bekommt  Unterstützung von den Fiedlers , die etwas unterhalb ebenfalls auf einer Alm leben, aber im Winter hinunter in den Ort gehen . Besonders der Sohn Severin geht ihr handwerklich zur Hand, Mühsam muß sie erfahren,  daß es nicht immer einfach ist, ihre Ideen umzusetzen, wie sie es sich vorstellt, sondern lernen muß,  mit den Naturgewalten umzugehen und aus Rückschlägen zu  lernen .  Als ihr Tessiner Freund Benni unverhofft der Alm auftaucht, scheint ihr Glück vollkommen.  Wird ihr Traum vom gemeinsamen Leben auf der Alm Wirklichkeit werden? Genauso wie sie es sich gewünscht haben? 

Die zweite Zeitebebene widmet sich Eva, 23 Jahre,  Pharmaziestudentin ,  die 1977 in einer Münchner WG lebt. Eine von Außenstehenden kritsch beäugten  Gemeinschaft  aus unterschiedlichen jungen Leuten, die  unter anderem auf ökologisch angebaute Nahrungsmittel Wert legt und auf dem Wochenmarkt  erfolgreich selbst hergestellten Bio-Müslis  verkauft. Durch so manche Aktion und Erlebtes der Mitbewohner  wird es nie langweilig im Zusamenleben. Auch wenn es manchmal  zu viel und anstelle wird, sind sie füreinander da.  Mit großem Eifer  wollen sie als Gemeinschaft mit einem Projekt, ihre Liebe zur Natur und ökologischen Produkten näher bringen und zugänglich machen.   In Eva, die erst seit kurzem weiß,  daß sie als Kleinkind adoptiert wurde , wächst immer stärker der Wunsch,  etwas über ihre Herkunft zu erfahren, ihre Wurzeln zu finden.  Wer ist ihre Mutter und d warum ist sie nicht bei ihr aufgewachsen? 

Abwechselnd werden diese beiden so unterschiedlichen Leben und Zeiten beschrieben . So lebendig und bildhaft,  mit vielen Gedanken und Gefühlen versehen,  so daß ich mich sehr gut in die beiden Frauen und auch andere Personen hineinversetzen konnte.  Anfangs fiel es mir leichter,  mich in Annas Leben ziehen zu lassen,  doch mit jedem weiteren Kapitel kam ich auch Eva näher.  Der Spannungsbogen war durchgehend zu spüren, wobei die  Geschichte im letzten Drittel nochmal ordentlich an Fahrt zunahm  und mich dermaßen in den Bann zog, daß ich das Buch nicht mehr weglegen konnte, bevor die letzte Seite gelesen war. 

Stephanie Schuster erzählt  in ihrem leichten und flüssig zu lesenden Schreibstil , wunderbar locker und  angenehm.  Besonders die Beschreibungen der Handlungsorte ließen Bilder in meinem Kopf entstehen.  Gekonnt lässt sie historische , politische und gesellschaftliche Aspekte in die Geschichte einfließen,  ohne sie überhand nehmen zu lassen.  Ihre großartige Recherche und Darstellung über die Natur und Pflanzen,  ihre Bedeutung und Anwendung,  sowohl als Heilmittel als auch in Pflegeprodukten , hat mir sehr gut gefallen.   Die Charaktere sind liebevoll ausgearbeitet,  ihre Lebensgeschichten authentisch, auch wenn ich noch die ein oder andere Frage beantwortet bekommen hätte.  

Wunderschön sind die Zeichnungen am Anfang und Ende der Kapitel, die immer einem Bezug zum Gelesenen haben. 

Anna beeindruckt mit ihrem Mut , allein auf der Alm zu leben und ihrem Wissen in der Pflanzenwelt, während Eva ihrer Umgebung und Mitmenschen Gerüchen zuordnet.  Sie nimmt mit ihrer feinen Nase alles genauestens wahr. Beide machen im Laufe der Geschichte eine Entwicklung durch.  Das Erlebte lässt sie reifen und bestärkt sie in ihren Entscheidungen . Auch wenn so  manches anders in ihrem Leben verläuft,  als sie es geplant , gehofft und gewünscht haben.  

Stephanie Schuster hat mich mit ihrem Roman begeistert. Es ist  eine Geschichte,  wie im Nachwort beschrieben,  die erzählt,  wie aus Selbstvertrauen Mut entsteht  und umgekehrt.  Die Anfänge der Ökobewegung  und Naturschutz  kommen wunderbar zur Geltung. Von  mir eine klare Leseempfehlung.