Rezension

Im Krieg gibt es nur Verlierer

Die Geschichte einer kurzen Ehe - Anuk Arudpragasam

Die Geschichte einer kurzen Ehe
von Anuk Arudpragasam

Bewertet mit 3.5 Sternen

In einem namenlosen Land führen namenlose Parteien Krieg. Und Dinesh ist mittendrin im Flüchtlingsstrom, im improvisierten Lager, das täglich aufs neue mit Bomben angegriffen wird. Es gibt hier nichts mehr; keine Medikamente, keinen Strom, keine Hoffnung. Ein paar Menschen haben noch ein Zelt oder Lebensmittel - Dinesh hat nichts.

Arudpragasam schildert sehr gekonnt das Trauma der Menschen im Krieg. Besonders der Beginn des Romans verschlug mir in seiner Drastik die Sprache. All das Leid, all der Verlust, all der Tod. Auch die Abgestumpftheit, der Verlust aller Gefühle und Erinnerungen oder die Unfähigkeit, sich ausreichend um sich selbst zu kümmern zeigt er an Dinesh sehr anschaulich.

Als nun ein älterer Mann Dinesh bittet, seine Tochter zu heiraten, bricht etwas in Dinesh wieder auf. Er hat nun eine Aufgabe und - vielleicht - eine Zukunft. Doch allein durch den Titel des Romans ahnt man als Leser hinter jeder Ecke das Unglück lauern und wird am Ende doch kalt erwischt.

So gut mir der Beginn des Romans und Dineshs Charakterisierung gefallen haben, war die Geschichte zum Teil doch etwas eintönig. Dineshs Grübeleien wiederholen sich oder schweifen zu Kleinigkeiten ab. Bestimmt ist das authentisch, aber manchmal etwas zäh.

Insgesamt ist "Die Geschichte einer kurzen Ehe" ein düsterer, tragischer und anschaulicher Beleg dafür, dass es im Krieg nur Verlierer geben kann. Bedrückend aber auch beeindruckend.