Rezension

Im Zinnsoldatenkabinett

Das letzte Ritual - Yrsa Sigurdardóttir

Das letzte Ritual
von Yrsa Sigurdardottir

Etwas holpriges Debüt, das aber die Qualität der späteren Bücher vorausahnen lässt.

Als zentrales Thema wählt die Autorin die Hexenverfolgung in Island und Deutschland, denn der Tote, der in der Universität gefunden wird, ist ein deutscher Student. Damit kann sie punkten. Denn vor dem Hintergrund des universitären Umfelds, können jede Menge historische Fakten zur Hexenverfolgung in die Geschichte einfließen. Die Autorin hat für dieses Buch sicher viel recherchiert und versorgt den Leser ganz nebenbei mit einem Abriss dieser grausamen Zeit. Gleichzeitig bilden die damals vollzogenen Praktiken auch Grundlage für so manche gruseligen Momente, denn die Studierendengruppe um den Ermordeten ist der Faszination von alten Hexenriten verfallen. So weit, so positiv. 

Leider gibt es in meinen Augen auch einen dicken Kritikpunkt: Die Autorin schafft es noch nicht, ihre Figuren glaubhaft darzustellen. Im Gegenteil wirken sie alle wie aus einem Zinnfigurenkabinett entnommen. Sie gebären sich in ihrer Interaktion furchtbar steif, die Dialoge sind hölzern und wirken stellenweise befremdlich und künstlich, sodass sie wenig natürlich und glaubhaft sind. Außerdem fehlt ihnen die Tiefe. Alles bleibt oberflächlich, Emotionen sind kaum zu erkennen und das, obwohl die Autorin durchaus versucht, die private Hintergrundgeschichte von Dóra mit einfließen zu lassen. Das wirkt nur leider nicht echt, sodass hier noch viel Luft nach oben bleibt. Wie gut, dass sich das bis zu ihrer aktuellen Reihe ändern wird, sonst hätte ich vermutlich kein weiteres Buch von ihr gelesen. Stattdessen finde ich es nun spannend zu sehen, wie sich dieser Umstand nach und nach verbessert. 

Fazit: Die Qualität der späteren Bücher lässt sich bereits erkennen, aber da ist noch deutlich Luft nach oben.