Rezension

Spannend und düster

Das letzte Ritual - Yrsa Sigurdardóttir

Das letzte Ritual
von Yrsa Sigurdardottir

Bewertet mit 4 Sternen

In einem Wandschrank der Uni von Reykjavík wird die verstümmelte Leiche eines deutschen Studenten gefunden. Schon kurz darauf verhaftet die Polizei einen Verdächtigen, doch die Familie des Toten glaubt nicht an dessen Schuld und beauftrag die Rechtsanwältin Dóra mit der Suche nach dem wahren Täter. Liegt das Motiv in der wissenschaftlichen Arbeit des Toten, der sich mit den Hexenprozessen des Mittelalters beschäftigt hat?

 

Die Geschichte wird in der dritten Person erzählt, wobei der Fokus in erster Linie auf der Protagonistin Dóra liegt, deren Gedanken und Gefühle dem Leser mitgeteilt werden. So konnte ich mich gut in sie hineinfühlen, auch wenn ich nicht immer mit allem einverstanden war. Sie war mir jedenfalls recht sympathisch, auch wenn sie sich etwas zu stark auf ihre Wirkung auf andere konzentriert und manchmal etwas gar zickig erscheint.

 

Die Handlung ist spannend aufgebaut und endet überraschend. Sie ist aus mehreren Handlungssträngen zusammengesetzt, bei denen ich nur ausnahmsweise selber auf die Auflösung kam. Wie bei skandinavischen Krimis üblich, ist die Grundstimmung auch hier sehr düster gehalten, wer auf der Suche nach einen "Feelgood-Krimi" ist, wird hier nicht fündig, was aber bereits am Cover ersichtlich sein sollte. A propos Cover: dort steht zwar gross "Thriller", in meinen Augen handelt es sich hier aber um einen Kriminalroman, keinen Thriller. Auch der Regio-Aspekt kam für meinen Geschmack etwas zu kurz, abgesehen von den für mich ungewohnten Namen und dem geschichtlichen Hintergrund hätte das Buch auch in den USA oder sonstwo spielen können.

 

Der Schreibstil der Autorin Yrsa Sigurdardóttir lässt sich flüssig lesen, allerdings ist mir aufgefallen, dass manche Namen in zwei Schreibweisen vorkommen, mit und ohne Akzent (z.B. Maria/María), und doch jeweils die gleiche Person gemeint ist. Ob da die Autorin unsorgfältig war oder die Übersetzerin, weiss ich nicht, tippe jedoch auf Letzteres. Sehr schön fand ich allerdings, dass die Übersetzung die Eigenheit der Skandinavier, auch Fremde zu duzen, beibehalten hat. Das fehlt mir oft bei skandinavischen Krimis und Thrillern.

 

Mein Fazit

Spannend und düster.