Rezension

In den Fängen des Vulkans

Die Insel der Feuerberge - Anne Maria Nicholson

Die Insel der Feuerberge
von Anne Maria Nicholson

Bewertet mit 3.5 Sternen

Worum geht’s?

An Weihnachten des Jahres 1953 löste der Ausbruch des Mount Ruapehu – der höchste Vulkan Neuseelands – ein schweres Zugunglück mit knapp 150 Todesopfern aus. Rund 50 Jahre später kommt die junge Seismologin Frances ins Tal am Fuße des Vulkans, um ein Frühwarnsystem für zukünftige Eruptionen zu installieren, und gerät dabei schnell zwischen die Fronten. Denn in der Gegend kämpfen die Wissenschaftler nicht nur um die Herrschaft über den Berg, sondern auch gegen die Mitglieder eines Maori – Stammes, die den Vulkan als heiligen Ort verehren und die geplanten Eingriffe in die Natur überhaupt nicht gutheißen.

 

Meine Meinung

Diese Geschichte hatte eigentlich eine ganze Menge Potenzial, welches im Endeffekt aber nicht vollständig ausgeschöpft wurde.

Der Schreibstil ist ganz angenehm zu lesen, ihm haftet gleichzeitig aber auch ein vornehmlich melancholischer Touch an – Was bei der Thematik und der hohen Opferzahl des initialen Ausbruchs nicht sonderlich überrascht. Ein wenig auffällig waren außerdem die vielen Tippfehler, die sich immer wieder eingeschlichen haben und nicht gerade förderlich für den Lesefluss waren.

Was mir sehr gut gefallen hat, war die anschauliche Beschreibung der Seismologie. Selbst der größte Laie – und das bin ich in dieser wissenschaftlichen Disziplin nun mal – versteht, was Frances und ihr Team tun und was da so generell in einem Vulkan vor sich geht. Auch die Abschnitte zur Geschichte der Maori wirkten gut recherchiert auf mich, was bei deren hohen Anteil an der Handlung auch nicht unwichtig war.

Dass jeder Abschnitt mit einem Zeitzeugenbericht beginnt, fand ich durchaus kreativ. Theoretisch wäre das auch ein gutes Mittel gewesen, um die Emotionen der Leser zu lenken, aber da kommen wir jetzt zu dem Punkt, der unglaublich viel Potenzial einfach liegen lässt. Egal, ob es um die Zeitzeugen oder um die Charaktere in der Gegenwart geht – Sie alle wirken irgendwie ein wenig nüchtern und emotionslos auf mich. Ich habe wirklich versucht, mit ihnen allen mitzufühlen – und bei den Überlebenden des Zugunglücks war das ja auch ohne einen sonderlich emotionalen Stil noch irgendwo möglich – aber für mich waren die Gefühle der Charaktere einfach nicht greifbar genug, um sie wirklich glaubhaft zu finden.

Besonders bei Frances konnte ich das beobachten, die als Protagonistin auch persönlich mit dem Ausbruch von 1953 in Verbindung steht und einen Großteil der Handlung für sich beansprucht. Aus ihrem Charakter hätte man wesentlich mehr machen können, wären denn die Emotionen nicht ganz so stumpf präsentiert worden wie es hier leider der Fall war.

Was ich auch ein wenig seltsam fand, war das Ende. Da kommt es noch mal zu so einer Art Showdown 2.0, der meiner Meinung nach ein wenig drüber war. Ein Großteil der Probleme ist dadurch dann zwar verschwunden – im wahrsten Sinne des Wortes – aber wenn man gewollt hätte, hätte man da auch einen anderen Lösungsweg finden können, der etwas weniger überzogen gewesen wäre.

 

Fazit

Kämen zum Schreibstil und der Recherche dieser Geschichte noch emotional gut ausgearbeitete Charaktere hinzu, wäre Die Insel der Feuerberge ein überwiegend rundes Werk geworden. So aber hatte ich mit der Glaubwürdigkeit der Protagonisten so meine Probleme, was das Lesevergnügen für mich leider geschmälert hat.

Insgesamt gibt es dafür dreieinhalb Bücherstapel von mir