Rezension

Intelligenter Krimi, der ohne große Effekte auskommt

Beijing Baby - Volker Häring

Beijing Baby
von Volker Häring

Inhalt:

Die Schauspielstudentin He Lin stürzt vom Dach des Ausländerwohnheims des Theaterinstituts Peking. Die Theorie eines Selbstmordes wird schnell angezweifelt. Unfall oder Mord? Kommissarin Xiang Xia, gerade frisch aus der Provinz in die Metropole Peking versetzt worden und Inspektor Wang, ein Urgestein und Koryphäe seines Fachs, nehmen sich dieses Falles an.

Die Suche nach Motiv und Täter gestaltet sich schwieriger als gedacht. Immer mehr dubiose Geheimnisse der Studentin geraten ans Licht. He Lin arbeitete in einschlägigen Etablissements, schmückte sich mit einflussreichen Männern des Kaders, pflegte gelegentliche Affären mit ihren Kommilitonen und war auch den weiblichen Reizen einer Professorin nicht abgeneigt. Eine Beziehungstat, Neid auf den Erfolg oder gar ein politischer Hintergrund? Lange tappen die Ermittler im Dunkeln und fürchten die Konsequenzen, hochrangigen Politikern und dem Milieu in die Karten zu sehen. Kein leichtes Unterfangen, das die beiden in die Abgründe Pekings blicken lassen.

Meine Meinung:

Der Autor Volker Häring lebte selbst viele Jahre in Peking und verschafft dem Leser exclusive Einblicke in die schillernde Metropole. Peking im Wandel der Zeit, eine Stadt in der Tradition und Innovation aufeinander prallen. Die moderne Gesellschaft hat hier längst Einzug erhalten.

Volker Häring schöpft aus seiner langjährigen Erfahrung mit Land und Leute und fundiertem Hintergrundwissen der Geschichte Chinas und lässt den Leser daran teilhaben. Die typische Spannung eines Krimis leidet etwas darunter und rückt teilweise aus dem Fokus. Das schmälert jedoch keineswegs das Lesevergnügen. Selten bekommt man ein solch unbeschönigtes, aber charmantes und ehrliches Gesicht von Peking geboten. Kulinarische Streifzüge durch die Hutongs mit altbewährten Gerichten, aber auch bizarren Gepflogenheiten. Die inzwischen sehr verrohte Sprache der Städter untereinander, kuriose Spitznamen und seltsame Bezeichnungen, die man so schnell nicht vergisst. Die hektische und zeitlose Atmosphäre der Metropole kommt authentisch und lebendig zwischen den Zeilen zum Vorschein.

Der Fall ist dennoch sehr raffiniert gestrickt und seine Komplexität erstreckt sich erst zum Schluß. Das Ende überrascht und ich bin mir sicher, das niemand vorzeitig auf die Lösung stößt. Intelligente Krimiunterhaltung mit Niveau.

 

Ich vergebe 5 Sterne für den kleinen literarischen Ausflug nach Peking, deren Details mir nachhaltig im Gedächtnis bleiben werden.