Rezension

Wenig Krimi, aber ein imposanter Eindruck von Pekings Küche und Nachtleben

Beijing Baby - Volker Häring

Beijing Baby
von Volker Häring

Bewertet mit 3 Sternen

Der Autor, der auch in China lebt, nimmt seine Leser in eine hierorts unbekannte Welt, abseits von China-Klischees, mit.

Die junge, bildhübsche Schauspielstudentin Xiang Fang liegt tot im Hof des Theaterinstituts. Was ursprünglich wie ein Selbstmord aussieht, führt die beiden Ermittler gleich nach den ersten Befragungen in ein Dickicht von politischen  Netzwerken, Doppelleben und tief in das Pekinger Nachtleben. Inspektor Wang und Kommissarin Xiang Xia könnten unterschiedlicher nicht sein: er könnte schon lang in Rente sein, sie ist frisch aus der Provinz.

Die Untersuchungen gestalten sich als schwierig, da gemauert wird, was das Zeug hält. Als sich dann Xiang Xia in den deutschen Studenten Philipp, der mit der Toten ebenfalls ein Verhältnis hatte verliebt, scheint die Verwicklung perfekt. Ist Philipp der Mörder? Oder doch die Kunstprofessorin Zhu? Und was hat der Politiker Li Rui mit alldem zu tun?

Der Leser taucht tief ein in die Metropole Peking. Wir werden zum Schlemmen verführt, erleben den Smog, Staus und das Phlegma der Chinesen. Dem oftmals bemühten Klischee vom prüden Chinesen straft der Autor Lügen. Mann und Frau (als „Ente“ oder „Huhn“ apostrophiert) verkaufen ihre Körper in einschlägigen Lokalen. Oft nicht einmal aus Armutsgründen sondern einfach so.

Interessant ist dieser Einblick in eine für mich sehr fremde Kultur allemal. Bislang habe ich Informationen über China nur in Reiseberichte bzw. historischen Krimis gelesen.

Der Schreibstil ist, wenn man von den schwierigen Namen absieht, lebendig und flüssig. Der Streifzug durch die echte chinesische Küche macht Lust aufs Essen. Gut finde ich das ausführliche Glossar am Ende des Buches. Als Krimi geht die Geschichte weniger durch, ist doch nur mäßig Spannung vorhanden. Das Cover, ganz in der Glücksfarbe „rot“ gehalten, bedient sich wieder eines Klischees.