Rezension

Interessant, allerdings auch oftmals sehr oberflächlich

Die Tote im Görlitzer Park - Jens Schumacher

Die Tote im Görlitzer Park
von Jens Schumacher

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bücher aus dem Thriller-Genre sind bei mir immer sehr gern gesehen, von daher habe ich mich schon sehr auf "Die Tote im Görlitzer Park" gefreut, denn das Cover und die Kurzbeschreibung haben mir sehr gefallen. Nun, mit dieser Geschichte wurde das Rad nicht neu erfunden und es haben sich auch einige kleinere Logikfehler eingeschlichen, aber letztendlich hat mir die Geschichte dann doch gefallen. 

Die Geschichte wird von der ersten Seite an authentisch und ausführlich erzählt, gleichzeitig enthält sie auch spannende und düstere Momente, die mich überzeugen konnten. Mein Problem war allerdings, dass die Figuren nicht so gut ausgearbeitet wurden, wie ich es ihnen gewünscht hätte, denn diese sind zwar interessant, allerdings fehlt es ihnen deutlich an Tiefe. Die Dialoge, der Email-Verkehr und auch die Manuskripte fand ich dagegen interessant.

Gabi arbeitet als Lektorin und hat sich auf Krimis spezialisiert. Dass sie dabei zahlreiche Exposés und Co. zugeschickt bekommt, ist alles andere als verwunderlich. Als sie jedoch das neueste Exposé von einem immer wieder abgelehnten Autor erhält, stockt ihr der Atem, denn darin wird der Mord von der sogenannten "Toten im Görlitzer Park" beschrieben, der nur wenige Tage später tatsächlich stattfindet. Als sie ein weiteres Exposé zum einem späteren Mord erhält, erkennt sie ein System dahinter und noch schlimmer: Sie ist selbst davon betroffen. Um alles zu verstehen, muss sie in die Vergangenheit reisen und erhält dabei Unterstützung von ihrem Freund und einer Freundin aus Studienzeiten. 

So interessant das alles klingen mag, so unscheinbar sind am Ende die Figuren, denn obwohl mir Gabi zum Großteil sympathisch war, war sie auch gleichzeitig sehr oberflächlich, was ich sehr schade finde, denn sie hatte sehr viel Potential. Gleiches gilt auch für die anderen Figuren, die ebenfalls zu blass dargestellt wurden.

Die Idee, dass ein Autor über reale Mordfälle schreibt, ist sicherlich nicht neu und wurde auch meiner Meinung nach schon deutlich besser umgesetzt, allerdings fand ich die Reaktionen der Figuren darauf stellenweise sehr interessant. Was mir allerdings weitaus weniger gefallen hat, ist die Tatsache, dass die Polizei hier mal wieder als vollkommen ahnungslos und distanziert dargestellt wurde, während Gabi und Co. direkt alles und perfekt kombinieren konnten. Hier hätte ich mir mehr Zusammenarbeit und dadurch mehr spannende Momente mit der Polizei, bzw. mit anderen Menschen gewünscht. Aber dennoch: An sich wurde die Idee insgesamt gut umgesetzt.

Das Cover und der Buchtitel können dagegen schon sehr in die Irre führen, denn hierbei geht es nur ganz am Anfang um die sogenannte Tote im Görlitzer Park. Auch das Cover wollte nicht so ganz für mich zur Geschichte passen, ist aber für das Genre selbst ganz gut gewählt. Die Kurzbeschreibung hat mir dagegen umso mehr gefallen, da die Geschichte dabei gut zusammengefasst wird. 

Insgesamt ist "Die Tote im Görlitzer Park" ein netter Thriller für zwischendurch, dessen Figuren leider zu oberflächlich waren und somit das vorhandene Potential kaum genutzt wurde. Dennoch würde ich dieses Ebook besonders für Fans von Kurzgeschichten empfehlen.