Rezension

Interessante Charaktere, in Details etwas nachlässig

Judaswiege - Ben Berkeley

Judaswiege
von Ben Berkeley

Bereits das Cover ist sehr gelungen, der Bezug auf die Foltermethode der Judaswiege ist schlicht, aber perfekt. Hinzu kommt, dass die Zaunpfähle durch ihre Plastizität noch mehr hervorstechen.

Eigentlich lese ich nicht sehr viele Thriller, denn spätestens wenn eine verwesende Leiche vorkommt, spielt mein Geruchssinn verrückt und ich rieche diesen Gestank und kriege es einfach nicht mehr los - hinzu kommt dann noch so ein G'schmäckle im Mund, einfach eklig. Und das stellte sich natürlich auch hier ein, kommt immerhin mit einer Zuverlässigkeit, von der die deutsche Bahn sich noch so einiges abschauen könnte. Doch dieses Mal hat es mich nicht so sehr gestört wie sonst, so sehr war ich in den Bann dieser Geschichte gezogen.

Interessant fand ich vor allen Dingen die Verknüpfung der Taten mit der SM-Szene, deren Beschreibungen sehr stil- und geschmackvoll waren - hat mich durchaus positiv überrascht. Auch das Ermittlungsteam rund um Klara und Sam war sehr detailliert und liebevoll gezeichnet. Da ragen insbesondere Anwalt Stein und Pia hervor, wirklich tolle Charaktere, angefangen mit Steins ganz eigenen Ansichten, die doch so zutreffend sind. Auch Klara, oder auch Sissi, die nicht unbedingt die typische Ermittlerin ist, konnte mich durch ihre Art und Weise besonders faszinieren. Ich mag Charaktere wie sie, die außergewöhnlich sind, und das ist bei ihr nicht nur durch ihre Arbeit, sondern auch durch ihre Vergangenheit und äußere Gestaltung der Fall.

Leider gab es manchmal doch kleine Logikfehler, wie beispielsweise das Klingelschild Adrians: In einem Satz gibt es keine Namen, sondern nur die Nummern der Wohnungen. Kurz darauf ist sein Name nur verblasst auf dem Klingelschild zu erkennen. Sehr schade.
Auch wenn einige Dinge sehr vorhersehbar waren, ist Ben Berkeley hier dennoch ein solider Thriller gelungen. Aber leider war eben nicht jede Wendung überraschend, vieles von Anfang an ersichtlich. Auch sehr schade.

Fazit

Ein solider Thriller, der durch einen außergewöhnlichen Serienmörder sowie interessanten Charakteren punktet, aber leider in kleinen Details etwas nachlässig ist.