Rezension

interessante Geschichte mit stereotypischen Charakteren und starkes Ende

Mein Tod in deinen Augen - Sophie Kendrick

Mein Tod in deinen Augen
von Sophie Kendrick

Bewertet mit 3 Sternen

Sophie Kendrick: Mein Tod in deinen Augen

Ein Thriller, der unter anderem deutsche Zeitgeschichte verarbeiten möchte. Die Autorin beschreibt in einer ersten Sequenz, wie kurz vor der Wende etwas geschieht, was man sich sehr gut vorstellen kann: ein Junge in der Abenddämmerung, der verbotenerweise bei strömendem Regen an einer Steilküste nach seinen verbotenen Schätzen sehen will. Er hört Geräusche, die nichts mit dem Regen zu tun haben und robbt sich bis an den Rand. Was er dort zu sehen bekommt, bleibt lange geheim.

Der Thriller von Sophie Kendrick wird unterteilt in sechs Kapitel und geradlinigen Zeitabschnitten, wobei Rückblenden ebenfalls enthalten sind. Die richtungsweisenden Überschriften lauten: Lügen, Schatten, Nacht, Täuschung, Finsternis und Licht. Jeder Abschnitt ist mit einer Datumsangabe versehen. Die Charaktere allerdings weisen zum Teil stereotypische Züge auf, was auf mich nicht sehr fesselnd wirkt. Die Story handelt von einer jungen Frau, Jennifer, die Opfer eines Stalkers geworden ist. Angeblich ist er ein Vergewaltiger, der bei seinem Tun unterbrochen wurde. Durch das Trauma erleidet sie allerdings eine Erblindung, die keinerlei körperlichen Schädigungen vorausgegangen ist.

Aufgrund ihres beruflichen Background wird Jennifer zur Hilfe gebeten. Der Therapeut Gideon findet in den alten Unterlagen seines Vorgängers ein sehr belastendes Bild, vermutlich von Kinderhand gezeichnet. Hierbei soll Jennifer bei der Aufklärung helfen. Sie ist bekannt dafür, aus Bildern sehr viel herauszulesen, den emotionalen Zustand von jungen Menschen zu erkennen. Sie und Gideon versuchen, diesen Menschen zu finden, von dem sie vermuten, dass dieser in einer schwierigen Situation gefangen ist. Wie alt mag das Bild sein? Wo sind vielleicht noch mehr Bilder versteckt?

Auf der Bahnfahrt zu Gideon erleben wir Jennifer, wie sie auf ihre Umgebung und auf die Menschen um sie herum wirkt und auf was sie selbst achtet. Wie sie darüber nachsinnt, wie es war, bevor ihr Augenlicht völlig erlosch. Wie sie, die einst Sehende nun auf andere angewiesen ist, bei der Farbwahl ihrer Kleidung nicht völlig daneben zu greifen. Und ja kein Chaos in ihrer Wohnung entstehen zu lassen, damit sie nicht plötzlich über irgendetwas stolpert und wo möglich schwer verletzt wird. Zu ihr ins Abteil kommt nun der Computerspezialist Marc, der sie zuvorkommend behandelt, der ihr sehr viel Aufmerksamkeit schenkt. Beim Ausstieg tauschen sie Kontaktdaten aus, sie möchte ihn gern wieder treffen, was auch geschieht.

Bei Gideon angekommen, kann sie bei ihm im Gartenhaus übernachten. Gideon wohnt in dem Haus, indem sich auch seine Praxis befindet. Er ist alleinerziehender Vater, sein Sohn ganz fasziniert von der blinden Jennifer. Gideon glaubt anhand des Bildes zu erkennen, dass da eine Seele in Not ist und furchtbares erleiden musste. Wie auch er selbst, der seine Frau verloren hat und wie auch Jennifer. Der Überfall und andere Vorkommnisse waren nicht das einzige Unheil, dass sie bis jetzt erleben musste. Denn sie kennt diesen Ort, an dem sie nun verweilt, aus ihrer Vergangenheit. Als Kind hat sie hier ihre Familie verloren. Allerdings hatte sie Glück mit ihrer Pflegefamilie.

Auf der Suche nach der Person, die das Bild gemalt hat, kommt es nun zu sehr heftigen widersprüchlichen Gefühlsschwankungen von Jennifer, die mal Gideon misstraut, mal Marc. Und das in einem zwar für die Dramaturgie der Geschichte wichtigen, doch für mich zu unrealistisch wirkenden häufigen Wechsel. So ganz überzeugt hat mich die Story nicht. Allerdings ist das Ende ein Knaller, wenn die verschiedenen Fäden in einem spannenden Finale zusammenfinden.