Rezension

Interessante Variante des Themas

Schatten über Whitechapel - Sandra Binder

Schatten über Whitechapel
von Sandra Binder

Bewertet mit 3 Sternen

Fantasy ist üblicherweise nicht so mein bevorzugtes Genre. Doch habe ich mich vom Thema „Jack the Ripper“ locken lassen, dieses Buch zu lesen.

 

Worum geht’s?

 

Rund 130 Jahre nach den Morden an Prostituierten in Londoner Stadtteil Whitechapel, wiederholen sich die grausamen Verbrechen. Nicht nur Scotland Yard und die Bevölkerung erinnern sich mit Schaudern an Jack the Ripper, den wohl bekanntesten Serienmörder, der nie gefasst wurde. Nein, auch Maxine Atwood, ein gefallener Engel aus der Oberwelt, weiß sofort, dass der Verbrecher von 1888 wieder sein Unwesen treibt. Es ist ihr damals nicht gelungen, ihm Einhalt zu gebieten. Deshalb darf sie nicht in ihre frühere Heimat zurück. Doch das ist nicht der einzige Grund ...

 

Meine Meinung:

 

Das Thema „Jack the Ripper“ ist ja schon viele Male Gegenstand von Büchern und Filmen gewesen, von denen ich ebenfalls einige kenne. Ich war neugierig, wie diese grausamen Verbrechen in Einklang mit Fantasy gebracht wird. Um es kurz zu machen: Sandra Binder ist es gut gelungen die historischen Kriminalfälle mit den Genre Urban Fantasy zu verbinden.

 

Der Beginn ist für mich allerdings ein wenig verwirrend gewesen. Es hat eine Zeit gedauert, bis ich die Charaktere richtig sortiert habe: Hier Menschen wie der Polizist Brian und die Opfer und dort der gefallene Engel Maxine oder die Dämonen Jonas oder Kali.

 

Der Prolog, in dem wir einen kleinen Blick in Maxines Vorgeschichte erhaschen, lässt viel Raum für Spekulationen. Warum hat König Edwin seine fähigste Generalin in die Menschenwelt verbannt? War sie wirklich an dem ihr zur Last gelegten Verbrechen beteiligt? Oder ist sie einer Intrige zum Opfer gefallen? Kein Wunder, dass sie nach ihrem Misserfolg, den Ripper 1888 zu fassen, zur Alkoholikerin wird. Dass Maxine ein Wesen aus der Oberwelt ist, muss der menschlichen Umgebung natürlich verborgen bleiben. Bei der Suche nach dem Mörder erhält sie ein wenig Hilfe von ebenfalls verbannten Dämonen wie Jonas oder Kali.

 

Spannend zu lesen ist, dass selbst Engel nicht frei von Fehlern sind und Dämonen auch die eine oder andere gute Eigenschaft haben. Auch Jack the Ripper ist trotz seiner grausamen Verbrechen nicht nur böse. Manchmal wirkt er wie ein großes, verletztes Kind, dass um Aufmerksamkeit und Zuneigung giert. Er pendelt zwischen „Saucy Jack“ und „Angry Jack“ hin und her. Er ist eine Zerrissener, eine höchst psychotische Gestalt.

 

Die Geschichte wird zum überwiegenden Teil aus der Sicht von Maxine und in der Ich-Form erzählt. Immer wieder gibt es Rückblenden nach 1888. Die Leser können an Hand von alten Akten auch einen Blick auf die damaligen Ermittlungsmethoden werfen. So ganz ohne Unterstützung von DNA-Abgleich und ähnlichem, kann oft nur spekuliert werden, oder öfter noch: Mittels Folter ein Geständnis erzwungen werden.

 

Im Großen und Ganzen ist der Autorin eine spannende Geschichte gelungen. Die eine oder andere Sequenz, wie die Darstellung der alkoholkranken Maxine hätte für mich nicht ganz so ausführlich beschrieben werden müssen. Ein paar Fragen bleiben für mich offen. Zum Beispiel: Wieso fällt es niemandem auf, dass Maxine oder auch Kali nicht altern? Kann ein Dämon wirklich sterben? Die Funktion der geheimnisvollen Steine ist für mich auch nicht ausreichend erklärt. Aber, vielleicht muss das so sein, um den Nimbus des Übernatürlichen zu verstärken.

 

Womit ist allerdings wirklich gehadert habe, ist die Schrift, die für die Kommunikation zwischen Jack und Maxine gewählt wurde. Die ist auf dem eBook-Reader und auch am PC kaum zu lesen. Die Idee, eine Art Schreibschrift zu verwenden, hat mir sehr gut gefallen, aber eine etwas leichter entzifferbare, wäre ein wenig Augen schonender gewesen. Dafür muss ich einen Stern abziehen.

 

 

Fazit:

 

Die Verquickung der echten, aber ungelösten Kriminalfälle mit Urban Fantasy ist eine interessante Variante des Themas. Gerne gebe ich gute 3 Sterne.