Rezension

Interessanter Auftakt mit Schwächen

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1 -

Das Reich der Asche - Realm Breaker 1
von Victoria Aveyard

Bewertet mit 3.5 Sternen

Inhalt

Allwacht steht kurz vor dem Krieg, auch wenn die Bevölkerung noch gar keine Ahnung hat. Durch die aufgerissenen Spindeln und die Ungeheuer aus fernen Welten ist die Bevölkerung einer so großen Gefahr ausgesetzt wie seit Jahrhunderten nicht mehr. Einzig und allein ein Held mit Spindelblut in den Adern kann die Welt vor dem Untergang retten. Nur ist der einzig bekannte gerade von seinem bösen Zwillingsbruder getötet worden, der die Welt unterjochen will. Um die Welt zu retten macht sich der Älteste Dom mithilfe der Auftragsmörderin Sorasa auf die Suche nach Corayne, der Tochter einer Piratin und des Toten. Zusammen wollen sie sich auf die Suche nach den offenen Spindeln machen und diese wieder verschließen. Aber ihre Feinde scheinen mächtiger und gefährlicher zu sein, als die Gefährten zu ahnen scheinen.

 

Meine Meinung:

Victoria Aveyards Schreibstil ist sehr komplex und manchmal etwas kompliziert. Man braucht viel Aufmerksamkeit, um die Welt zu verstehen. Trotzdem ist er gleichzeitig auch echt gut, denn was ihr Worlbuilding betrifft ist sie echt Spitze.

Das Cover lässt auf ein actiongeladenes Fantasybuch schließen und fällt sofort ins Auge. Das Schwert ist im Mittelgrund und zieht sofort alle Blicke auf sich.

Das Reich der Asche strotzt mit vielen, sehr unterschiedlichen Charakteren. Es ist für jeden was dabei und sie machen auch alle einen interessanten ersten Eindruck. Allerdings ist kein Charakter für mich wirklich gut ausgearbeitet. Ich würde nicht sagen, dass ich keinen Charakter besonders gut oder tiefgründig kennenlernen konnte. Durch die Fülle der Personen und dem relativ späten Erscheinungszeitpunktes mancher Charaktere, konnte das nur schwer umgesetzt werden.

Corayne, die Hauptprotagonistin macht einen sehr interessanten und anfangs sehr sympathischen Eindruck. Je besser man sie kennenlernt, desto nerviger wurde sie für mich allerdings auch. Sie ist sehr ängstlich, was an sich nicht schlimm ist, aber irgendwie hat mich ihre ständige Zurückhaltung etwas genervt. Außerdem wurde sie ständig so behandelt, als wäre sie ein Kleinkind, das selbst nichts auf die Reihe bekommt. Und das als Retterin der Welt. Ich hoffe für kommende Bände, dass sie etwas durchsetzungsfähiger wird und auch mal ihre Meinung sagt.

Dom, der Älteste und Vertrauter Coraynes Vaters war interessant, aber irgendwie auch sehr undurchsichtig. Seine Gedanken drehten sich nur um das Beschützen von Corayne und ihn als Person bekommt man nur schwer mit.

Sorasa war wohl der spannendste Charakter. Ihre Gedanken waren interessant und ich wollte das ganze Buch über erfahren, was in ihrem Leben passiert ist, wie und was sie fühlt und wie sie sich wohl entwickelt. Ihre ständigen Streitgespräche mit Dom haben mir auch immer ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, denn sie ist ein sehr direkter und streitsüchtiger Mensch.

Mein absoluter Lieblingscharakter ist eindeutig Andry. Er ist so freundlich, liebenswert und irgendwie mag ich seine Wandlung. Bei ihm sehe ich auch die meiste Wandlung, denn von dem schüchternen und etwas verschreckten Knappen ist ein mutiger Ritter geworden, der auf der Reise eine sehr große Hilfe ist.

Die größte Überraschung war für mich Königin Erida. Die hat nämlich eine Wendung mitgemacht, die ich niemals so habe kommen sehen. Sie war irgendwie so in Schatten gehüllt und man wusste nie, was sie denkt. Ich bin gespannt auf den weiteren Verlauf ihrer Freundin.

Die Gefährten werden von der Hexe Valtik und dem Fälscher Charlon ergänzt, die jedoch am blassesten bleiben. Man erfährt nicht viel von ihnen, was auch an den fehlenden Kapiteln aus deren Sicht liegen könnte.

Die Autorin legt mit einem ziemlich langen und erklärenden Prolog los, bei dem man als Leser sofort in die Handlung gezogen wird. Man wird sofort mit einem komplexen und an einigen Stellen komplizierte Welt geworfen. Bis ich sie überhaupt ansatzweise verstanden habe wie sie funktioniert, hat es gute 300 Seiten gedauert. Auch jetzt bin ich noch verwirrt und musste öfter nachdenken, wer jetzt gemeint ist und wo auf der Karte ich mich befinde. Es wurde bildlich und genau beschrieben und oft hat die Autorin es etwas mit ihren Beschreibungen übertrieben, denn ich hatte trotzdem lauter Fragzeichen im Kopf. Es war alles sehr weit verzweigt. 

Die Handlung sehe ich Zwie gespalten. Die erste Hälfte war schleppend und sehr langweilig. Man musste sich zwingen weiterzulesen, denn Spannung kam nicht auf. Es war wie eine lange Aufbau. Die Charaktere haben sich erst spät kennengelernt und bis die eigentliche Handlung über die Rettung der Wacht begann, war schon fast das ganze Buch vorbei.

Im letzten Drittel ist es etwas besser geworden. Die megamäßige Spannung ist zwar auch dort nicht aufgekommen, aber es gab etwas mehr Dynamik und Action. Ich habe auf den letzten Seiten doch noch etwas mehr mitgefiebert.

Was mich besonders an dem Buch begeistert hat waren die unvorhersehbaren Wendungen und Plottwists. Ich wurde mehr als einmal überrascht und was das angeht, hat es Aveyard drauf. Auch die beginnende Freundschaft und das Vertrauen, das sich aufbaut, war spürbar und ich denke, damit lässt sich noch einiges machen.

 

Fazit

Alles in allem ein Start mit Mängeln und Verbesserungswünschen. Die Charaktere waren sehr oberflächlich und mir fehlt etwas Gefühl. Auch am Spannungspegel kann sich noch einiges ändern. Ich hoffe, in Band 2 lernt man die Charaktere besser kennen und die Handlung nimmt Fahrt auf.