Rezension

Intrigen, Neid und Rache, die Zweite - noch spannender als sein Vorgänger

Im Herzen der Zorn
von Elizabeth Miles

Zitat:
„Das Sweatshirt war ein Zeichen, da war sie sich sicher – ein Zeichen dafür, dass sie in Ascension das Leben bekommen würde, das ihr zustand.“
(S. 44)

Inhalt:
Skylar will ihr altes Leben hinter sich lassen. Sie zieht zu ihrer Tante Nora nach Ascension und möchte endlich ein normales Leben führen – außerhalb des Schattens ihrer Schwester. Sie will Freundinnen haben, vielleicht sogar „beliebt“ sein. Genau wie die begehrte Gabby, die so hübsch, selbstbewusst und trotzdem freundlich ist. 

Skylar würde alles dafür geben, wie Gabby zu sein. Als sie Meg kennenlernt, sieht sie dies als Wink des Schicksals. Meg unterstützt Skylars Wunsch, hilft ihr, hat stets gute Ideen, um Skylar noch besser dastehen zu lassen. Vielleicht wird Skylar nun endlich bekommen, was sie verdient und nicht mehr wie früher nur der Schatten eines beliebten Mädchens sein.

Meinung:
Wie habe ich mich auf diese Fortsetzung gefreut! „Im Herzen die Rache“ war erfrischend anders, eine Heimsuchung der besonderen Art und ich war neugierig, wie es mit den Kids in Ascension nach dem „Angriff“ von Ty, Ali und Meg weitergehen würde.

Im Prolog traf ich sofort auf das erste Opfer, das grausame Lachen und die rote Orchidee – schnell war die Haupthandlung aus Band 1 so wieder gegenwärtig. So manche Erinnerung an (Neben-)Charaktere und ihre Beziehung zueinander lebte jedoch erst im Laufe der Geschichte, oder besser gesagt, des ersten Akts wieder auf.

Die Protagonistin Em führt seit der Auseinandersetzung mit den Furien zwei Leben: Das mit ihrer „alten“ Clique rund um Gabby und den anderen Szene-Kids, dann das andere in der „alternativen Clique“ rund um Drea, der einzigen, mit der sie über die Furien reden und recherchieren kann. Denn schnell ist klar, dass „die Mädchen“ wieder zurück sind. Aber wer hat sie dieses Mal hergeführt? Wessen Leben wollen sie zerstören?

Die Lügen und Geheimnisse bauen eine schier unüberwindbare Mauer zwischen Em und JD, ihrer großen Liebe und auch zu ihrer BFF Gabby. Kann Em das Wissen um die Furien für sich behalten und wird als Konsequenz für die Heimlichtuerei genau das passieren, was die Furien, insbesondere Ty, gewollt haben? Em ins Unglück zu stürzen?

Als Em wieder das Lächeln der Mädchen hört, reift etwas in ihr. Sie muss die Bedrohung durch die Furien eindämmen, sie muss die mysteriösen Mädchen ein für alle Mal vernichten.

Durch die Ablehnung von JD kommt Em auch „Ghostface“ Crow näher. Crow ist ein sehr interessanter Nebencharakter, der enormes Potential hat. Er taucht immer wieder auf, wie ein Stalker. Ich bin gespannt, wie er sich noch weiter entwickelt. Denn es gab durchaus interessante Szenen zwischen Em und Crow. Der ein oder andere mag an dieser Stelle „Liebesdreieck“ rufen, Elizabeth Miles legt den Fokus jedoch nie auf die Liebelei selbst, sondern immer auf die Gefühle, die dazu führen, die inneren Beweggründe, denen man sich vielleicht doch nicht immer einfach entziehen kann.

Genau diese machen diese Trilogie zu etwas Besonderem. Die Autorin präsentiert erneut scheinbar normale Kids in einer netten Kleinstadt. Was sich jedoch hinter den Kulissen tut, welche Leichen so manch einer im Keller hat, erfährt der Leser erst Zug um Zug.

Was die Spannung angeht, hat Elizabeth Miles diese Fortsetzung schon auf einem höheren Level begonnen. In Ems Ich-Perspektive, die bereits „Insider“ in Furienwissen ist und genügend Kampfgeist besitzt, bleibt die Spannung konstant hoch. Im Gegensatz zu Skylars Ich-Perspektive, der Neuen an der Schule, die glaubt, endlich zu bekommen, was sie verdient. Ihr Handlungsstrang steigt langsam an. Nach einem ersten Kennenlernen und nur kurzen Einblicken in ihre Vergangenheit, offenbart diese sich Kapitel für Kapitel mehr und die Story nimmt immer mehr an Fahrt auf.

Beide Handlungsstränge tangieren sich ab und an, verweben sich kurzfristig, um wieder auseinanderzudriften und sich doch gemeinsam dem Höhepunkt entgegenzurecken: dem finalen 3. Akt, der vor Spannung und nervenaufreibender Szenen nur so strotzte. 
Obgleich ich „diese eine“ Entwicklung vorhergesehen habe, war der letzte Satz des Buches schockierend. Schockierend vor allem, weil es der letzte Satz war und ich die Fortsetzung nun kaum erwarten kann. 

Urteil:
Mit „Im Herzen der Zorn“ konnte Elizabeth Miles das Spannungsniveau des Vorgängers um Längen übertreffen. Einerseits wird die Handlung von „Im Herzen die Rache“ fortgeführt, auf der anderen Seite bringt die Autorin einen neuen Charakter in die Geschichte, der genügend Potential für die Furien bietet. Der nicht allzu leichte Einstieg und das gemächlichere Tempo schmälern das Leseerlebnis nur minimal. Neue „Leichen im Keller“, Intrigen, Neid und Machtspiele um Beliebtheit, nicht zuletzt der Kampf ums eigene Leben machen aus der zweiten Buchhälfte einen wahren Pageturner. Sehr sehr gute 4 Bücher für diese besondere Heimsuchung.

Wer bereits Gefallen an Band 1 gefunden hat, kommt nicht um die Fortsetzung herum. 
Wer sich durch etliche verborgene Geheimnisse hinter einer nahezu perfekten Kleinstadt-Kulisse wühlen möchte und die scheinbar einfachsten, „natürlichsten“ Emotionen eskalieren sehen will, sollte unbedingt einmal in den Trilogie-Auftakt „Im Herzen die Rache“ schnuppern.

Die Serie:
1. Im Herzen die Rache
2. Im Herzen der Zorn
3. Originaltitel: Eternity

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