Rezension

Ist das wirklich das Ende?

Das Gold der Krähen - Leigh Bardugo

Das Gold der Krähen
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 4 Sternen

★★★★

★★★★

Die sechs Krähen wachsen hier noch mehr zusammen, als sie es ohnehin schon waren. Sie kämpfen gegen Intrigen, gegen Unwahrheiten, gegen Hass und kommen nie zur Ruhe. Die Befreiung von Inej hat oberste Priorität. Diese erlebt man, wie gewohnt, aus beiden Perspektiven. Das ist nicht langweilig, sondern sehr aufschlussreich. Die kleinen Rückblenden helfen, ich besser an den ersten Band zu erinnern. Das ist bei mir besonders wichtig gewesen – ich bin nicht der typische Fantasy-Fan und erarbeite mir diese Storys immer etwas schwerer als andere.

 

Die Story wird atmosphärisch dicht erzählt. So dicht, dass es mir persönlich stellenweise schon ein wenig zu engmaschig ist. Ich mag es lieber, wenn genug Raum für meine eigene Phantasie bleibt und ich nicht alles ganz so detailliert vorgekaut bekomme. Für meinen Geschmack ist dieser Band ein wenig zu komplex.  Dennoch weiß die Geschichte insgesamt zu überzeugen.

 

Passend für das Fantasy-Genre hat man das Gefühl, dass Ketterdam ein mittelalterlicher Schauplatz ist. Die Unterschiede zwischen arm und reich sind enorm, wer arm ist, ist meist auch recht ungebildet. Wer reich ist, muss gebildet sein. Ist er das nicht, wird er verstoßen. Das erlebt eine unserer Krähen aus einem ganz besonderen und erschreckenden Moment heraus.

 

Die sechs Krähen brauchen sich gegenseitig. Nur gemeinsam können sie die ganze Sache halbwegs ungeschoren überstehen. Die Atmosphäre ist entsprechend oft sehr düster. Üblich in diesem Genre, aber auch nicht ganz so leicht zu ertragen und zu lesen bzw. hören  für mich.

 

Dass unsere Helden sehr jung sind, hat  mich an manchen Stellen etwas gestört. Die Feindseligkeit und der Hass, der ihnen stets und ständig begegnet und gegen die sie ankämpfen müssen, ist in diese Intensität etwas krass. Ja, die Krähen sind keine folgsamen Kinder – aber teils wird hier, so finde ich, mit Kanonen auf Spatzen geschossen. Das würde, für mein Empfinden, zu Helden passen, die gut zehn Jahre älter sind. Aber das ist mein persönliches Empfinden.

 

Meine Schwierigkeiten mit dem ersten Band setzen sich hier in etwas abgeschwächter Form fort. Nach wie vor fühle ich mich zu keiner der Figuren besonders hingezogen und das lässt mich mehr Abstand zur Geschichte halten und zieht mich nicht weit genug hinein, um so begeistert zu sein, wie ich das gerne wäre.

 

Auch wenn dies eine zweibändige Reihe sein sollte, lässt mich das Ende doch erahnen, dass es weitergehen wird. Ich lasse mich überraschen!

 

Frank Stieren hat sich wieder gewohnt bewährt, auch wenn ich auch hier meine, er durfte nicht sein volles Potenzial ausschöpfen. Aber ich höre ihm einfach gerne zu. Mit 1207 Minuten ist dieses Hörbuch mehr als 200 Minuten länger, als Band eins. Ihm ist es zu verdanken, dass auch „Das Gold der Krähen“  doch noch vier Sterne von mir bekommt.

★★★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»