Rezension

Jahreshighlight

Perfect Storm -

Perfect Storm
von Dirk Reinhardt

Bewertet mit 5 Sternen

Sechs junge Leute treffen sich zufällig in einem Onlinespiel und teilen neben ihrer Leidenschaft für Computerspielen die fürs Hacken. Als einer von ihnen von Menschenrechtsverletzungen im Kongo berichtet, die verstrickt sind mit einigen US-amerikanischen Unternehmen, sind sie sich sicher: Das muss ein Ende finden! Um das zu erreichen nutzen sie ihre Fähigkeiten, und versuchen an belastendes Material zu gelangen, damit sie die skrupellosen Machenschaften der Konzerne vor aller Welt offenlegen können. Doch ahnen sie nicht, dass die NSA das nicht zulassen wird und ihnen dicht auf der Spur ist...

Bereits der Anfang hat mich total in seinen Bann gezogen! Die Geschichte beginnt quasi fast ganz am Ende und es werden einige Tatsachen näher beschrieben, die dann langsam Schritt für Schritt von Anfang an aufgerollt werden, sodass es eine antichronologische Art des Erzählens der Geschichte ist. Es wird viel zwischen den Zeiten und damit verknüpften Geschehnissen hin und her gesprungen, was mich allerdings nicht gestört hat, die Geschichte aber wesentlich aufregender und fesselnder gemacht hat, da man einerseits Informationen hatte, die sich aus vergangenen Geschehnissen ergaben, andererseits nicht genau wusste wie diese sich ereigneten.

Zu den Charakteren gibt es ganz am Anfang aufwendige und sehr aufschlussreiche Charakterisierungen, die einem die Protagonisten näher bringen, obwohl man sie noch nicht kennenlernen konnte. In zahlreichen Chats zwischen den sechs Jugendlichen erfährt man wie sie ihre Pläne in die Tat umsetzen wollen und durch verschriftlichte Aufnahmen von einem der Jugendlichen erfährt man auch wie es sich dann tatsächlich abgespielt hat. Durch die verschiedenen Informationen, die auch noch sehr unterschiedlich dargestellt sind, ergibt sich ein schlüssiges Gesamtbild. Den Weg dahin finde ich sehr innovativ, da ich bisher kaum Bücher gelesen haben, die so facettenreich sind und von den Lesern verlangen die Stücke der Geschichte zusammenzusetzen, um ein stimmiges Bild zu erhalten.

Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung der Hackerszene und welche Arten von Hacks es gibt bzw. wie diese umgesetzt werden können. Da ich mich nicht damit auskenne, konnte ich mit dem Glossar am Ende sehr viel anfangen und habe nun einen besseren Eindruck davon gewonnen wie das tatsächlich funktioniert, wenn dieser auch eher oberflächlich ist. 

Neben den höchstgefährlichen Aktionen der recht naiven Charaktere, fällt besonders ein Agent des amerikanischen Geheimdiensts (NSA) stark auf und es kommt zwischen den beiden Gruppen zu einem Katz und Maus Spiel, bei dem die Jugendlichen zunehmend in Gefahr geraten. Diese von Anfang an konstant gehaltene Spannung ließ mich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Diese unmittelbare Bedrohung, die ständig über allem lag und das Wissen wie das am Ende augenscheinlich ausgehen wird, haben mich mitfiebern lassen und ich habe gehofft, dass es doch noch anders kommt. Und das tut es schlussendlich auch. Zwar hatte ich schon meine Vermutungen, die wurden am Ende dann doch übertroffen und haben sich teils bewahrheitet. Ein tolles fulminantes Ende.

Fazit: Ein besonders vielschichtiges, facettenreiches Jugendbuch um das zentrale Thema Hacken, aber auch um geldgierige und machthungrige Konzerne, die wortwörtlich über Leichen gehen und alles versuchen um zu vertuschen was sich hinter den Kulissen abspielt. Ein wahnsinnig tolles Buch in diesem Genre und mein (bisheriges) Jahreshighlight! Absolute Leseempfehlung!