Rezension

Jedem Ende wohnt ein Anfang inne

Dornenherz - Jutta Wilke

Dornenherz
von Jutta Wilke

Bewertet mit 5 Sternen

*** Klappentext ***
„Heute vor einem Jahr habe ich gelernt, dass man sterben kann, ohne tot zu sein. Obwohl ich in sicherer Entfernung stand, das offene Grab nur von Weitem sah, fühlte ich, wie die feuchte Erde mich nach und nach einhüllte. Wie ich nach und nach unter ihr verschwand und mit mir meine Träume, meine Sehnsüchte, meine Wünsche.
Heute vor einem Jahr haben sie meine Schwester begraben. Und mich gleich dazu.“

*** Meine Meinung ***
Dieses Buch zu beschreiben ist schwierig, weil es recht vielschichtig ist. Zum einen ist das die Geschichte von Anna, die, genau wie ihren Eltern, mit dem Tod ihrer älteren Schwester klar kommen muss. Dann kommt als zweiter Erzählstrang die Geschichte von Johanna, die um 1867 lebte und etwa im gleichen Alter wie Anna ist, dazu. Beide Mädchen leben bzw. lebten in Hamburg, was ich als Hamburgerin natürlich interessant finde, vor allem wenn die Umgebung und z.B. das Auswanderermuseum beschrieben werden.
Die unterschiedlichen Erzählstränge werden über unterschiedliche Schriftarten von einander abgesetzt und Annas Erzählstrang wird immer von einem Rosengedicht eingeleitet.
Bei Anna und ihren Eltern kommt noch die Komponente des Verlusts eines geliebten Menschen hinzu und es ist interessant zu sehen, wie unterschiedlich jeder mit dem Verlust umgeht. Ob sich die Familie wieder annähert und gemeinsam den weiteren Weg beschreiten wird? Dazu muss man das Buch lesen.
Johannas Schicksal wird durch einen Besuch Annas auf dem Ohlsdorfer Friedhof mit ihr verbunden und diese Verbindung und ihre Entwicklung werden von der Autorin sehr liebevoll präsentiert und ausgeführt. Jedes der beiden Mädchen muss mit seinem Schicksal fertig werden und geht unterschiedlich damit um.
Die Autorin hat das Buch flüssig geschrieben und man kann es locker-flockig lesen. Das Buch an sich ist in einem hübschen Mint gehalten und wird von weißen Rosen, die auch eine Bedeutung im Buch besitzen, dekoriert. Die pergamentartige Buchhülle korrespondiert sehr schön mit dem Engelsbild auf dem Buchcover und jedes für sich ist wunderhübsch - gemeinsam bilden sie eine Einheit. Die Farbgebung finde ich innovativ und sehr gut gelungen.
Mich hat das Buch berührt und vor allem der Untertitel „Jedem Ende wohnt ein Anfang inne“ entspricht genau meiner Mentalität. Ich vergebe gern volle Punktzahl.