Rezension

Jedem kann alles passieren.

Der Gott der kleinen Dinge - Arundhati Roy

Der Gott der kleinen Dinge
von Arundhati Roy

Bewertet mit 5 Sternen

Dieses Buch ist anders. So ganz anders, als alles, was ich bisher gelesen habe. Man nimmt Teil am Untergang einer Familie, ohne dass Großes passiert. Obwohl dass nicht ganz richtig ist. Es sind kleine, oft unbedeutende Entscheidungen, die Leben zerstören, ohne es jedes Mal zu beenden.
Es ist ein Buch über Liebe und ihre zerstörerische Kraft, ohne ein Liebesroman zu sein.
Hier werden Gefühle geschrieben und nicht beschrieben. Es geschieht in Indien und doch könnte es auch überall woanders geschehen. Es geht um Rahel und Estha, zweieiige Zwillinge, Kinder, mit Kindergedanken und Kindergefühlen. Es geht um Ammu, die Mutter der Zwillinge und eine verbotene Liebe. Es geht um Alltag, ohne alltäglich zu sein. Es ist komisch und unendlich traurig. Es ist sprachgewaltig und bewegend, aber nicht leicht zu lesen. Es zeigt, dass man jemanden zu Tode lieben kann, dass jedem alles passieren kann.
Mich hat dieses Buch tief bewegt und beklommen frage ich mich manchmal, wie ahnungslos wir sind. Welche Gefahren im Alltag lauern, welche kleine, unbedeutende, unwichtige Entscheidung zur Katastrophe führen könnte. Und so kommt man, komme ich, wieder auf die Hauptaussage des Buches zurück. "a) Jedem kann alles passieren. Und: b) Am besten ist man darauf vorbereitet."(Zitat)