Rezension

War überhaupt nicht meins

Der Gott der kleinen Dinge - Arundhati Roy

Der Gott der kleinen Dinge
von Arundhati Roy

Bewertet mit 2 Sternen

In dem Buch „Der Gott der kleinen Dinge“ wird auf poetische Weise davon erzählt, dass nicht nur große, bedeutende Ereignisse zählen. Schon die kleinsten Dinge können das Leben bereits verändern.
Rahel kommt nach vielen Jahren aus Amerika zurück nach Indien, um ihren Bruder zu sehen, der als kleiner Junge zu seinem Vater ziehen musste. Dabei erinnert sie sich zurück an die Zeit, als sowohl ihr Bruder als auch ihre Mutter mit in dem Familienhaus in Ayemenem gelebt haben. Die Feindschaften innerhalb der Familie und der Tod ihrer englischen Cousine zerstört mehr als nur ein Leben und hinterlässt noch bis in die Gegenwart seine Spuren.
Indien wird wundervoll mit all seinen schönen und auch schonungslos mit seinen schlechten Seiten beschrieben. Die Landschaft, der Alltag und die Struktur einer indischen Familie, viele Kleinigkeiten aus der Kultur und sogar ein wenig von der Sprache habe ich sehr interessiert in mich aufgesaugt. Falls man mehr über das Leben in Indien lernen möchte und einen kleinen Einblick in das Kastensystem Indiens mit der dortigen Meinung über „Unberührbare“, die unterste Kastenschicht, erfahren möchte, wird man gewiss einige Freude an dem Buch haben.
Leider war ich ansonsten eher enttäuscht. Sprachlich war das Buch nett und anspruchsvoll geschrieben und hatte teilweise schöne Metaphern. Die Handlung ließ dafür allerdings zu Wünschen übrig. Viele Dinge wurden in der Geschichte angerissen, ohne dass sie wirklich weiterverfolgt wurden oder wurden einfach mit vagen Andeutungen abgetan. Unwichtige Details wurden unnötig aufgebauscht und in die Länge gezogen, während scheinbar wichtige Dinge einfach sträflich vernachlässigt wurden. Meiner Meinung nach war es oft ziemlich oberflächlich, was ein richtiges eintauchen in die Geschichte für mich praktisch unmöglich gemacht hat.
Zu Beginn des Buches hat es mir gefallen, dass die Geschichte in zwei Verschiedenen Zeiten erzählt wird. Einmal in der Gegenwart, wo die Zwillinge Esta und Rahel schon lange erwachsen sind und einmal ihre Kindheitserinnerungen an die Familie, die Schicksalsschläge und das Leben in Ayemenem. Die Idee hat mir am Anfang sehr gefallen, doch leider machte es die Geschichte im laufe der Handlung unnötig kompliziert und verworren. Auch die Reihenfolge, in der die Geschehnisse erzählt werden, wird meiner Meinung nach immer unlogischer und teilweise schwer nachzuvollziehen.
Gelungen fand ich dafür Esta und seine Zwillingsschwester Rahel. Beide sind sehr liebenswert und bestechen vor allem mit ihrem Charme und ihrer Welt der Kinderlogik.
Im Großen und Ganzen leider ziemlich enttäuschend. Der Gedanke an Abbrechen war sehr verlockend und die Quälerei groß. Schade :(