Rezension

John Marrs kann es besser

Die gute Seele - John Marrs

Die gute Seele
von John Marrs

Bewertet mit 2 Sternen

Wer die Telefonseelsorge anruft, braucht Hoffnung. Und die Bestätigung, dass das Leben lebenswert ist. Doch wer Pech hat, wird mit Laura verbunden. Sie redet nicht nur gern mit Menschen, denen es schlechter geht als ihr. Sie verzehrt sich regelrecht danach. Denn Laura will niemandem Mut zusprechen. Sie will hören, wie die verzweifelten Anrufer sich das Leben nehmen. Als sich seine schwangere Frau Hand in Hand mit einem Fremden das Leben nimmt, bricht Ryans Welt zusammen. Was trieb sie in den Tod? Seine Nachforschungen führen ihn auf Lauras Spur und er beginnt das perfide Spiel zu durchschauen. Ryan ahnt nicht, zu welch drastischen Mitteln sie greifen wird, um ihr Geheimnis zu bewahren ...

Meine Meinung: 

Der Klappentext hat mich vollkommen angesprochen. Ich mag es total, wenn scheinbar alltägliche Situationen oder sogar Dinge, die dir in der Not helfen sollen (eben wie die Telefonseelsorge) genutzt werden, um daraus Thriller zu schaffen. Auch Fitzek bedient sich dieser normalen Situationen oft. Für mich hat dies immer einen besonderen Reiz, weil es leichter vorstellbar wird, dass man sich selbst mal in so einer Situation befindet. Darüber hinaus mag ich John Marrs einfach sehr gerne. Ich habe inzwischen einiges von ihm gelesen und bin jedes Mal völlig fasziniert von seinen Ideen. 

Auch in dieser Geschichte schafft er es, mich mit der Idee, aber insbesondere mit seinem Schreibstil in seinen Bann zu ziehen. Auch wenn das erstmal ein guter Einstieg ist, merkte ich schnell, dass mir an der Geschichte sonst leider sehr wenig gefällt. Zu Beginn lernen wir Laura kennen. Wir erfahren wie sie "arbeitet", zum Teil erfahren wir auch mehr über ihre Lebensumstände und ihre Motivation. In einem zweiten Part lernen wir dann auch Ryan kennen. Da sich zu dem Zeitpunkt bereits beide Charaktere kennengelernt haben, wiederholt sich im zweiten Part recht viel, weil wir Ryans Sicht der Dinge erfahren. Natürlich ist das gut, weil uns die Geschichte dann nicht nur einseitig erzählt wird, es ist aber auch anstrengend, weil man natürlich gerade zu Beginn nicht zweimal das gleiche hören will. Dadurch wirkt die Geschichte auf den ersten 100-200 Seiten extrem langsam und man hat das Gefühl, dass es nicht so recht voran geht. Später vermischen sich die Sichten der beiden Charaktere, was das Ganze natürlich leserfreundlicher und etwas "flüssiger" macht. 

Viel mehr zum genauen Inhalt möchte ich eigentlich gar nicht sagen - der Klappentext verrät hier schon genug und ich möchte anderen Lesern nicht zu viel vorweg nehmen. Generell nimmt die Spannung in der Geschichte immer mal wieder zu. Obwohl Action und Wendungen vorhanden sind, bleibt die Geschichte irgendwie anstrengend und langsam voranschreitend. Man mag nicht einen der Charaktere sonderlich gerne und fiebert demnach auch bei niemandem mit. Als Leser merkt man eher, wie abstrus das Ganze wirkt und beißt sich demnach eher an den Unzulänglichkeiten fest. Obwohl das Ende nochmal versucht eine spannende Wendung reinzubringen und dem Ganzen nochmal einen Twist geben möchte, wirkt es auf mich einfach nur noch "zu gewollt" und konstruiert. 

 

Fazit: 

Ich bin mehr von John Marrs gewohnt. Auch wenn mir Schreibstil und Idee des Thrillers total zusagen, hat mich der Inhalt einfach nicht überzeugt. Man kann mit den wahrlich irren Charakteren einfach nicht mitfiebern. Dazu wirkt vieles viel zu abstrus und "zu gewollt". Ich kann leider nicht mehr als 2 Sterne vergeben.