Rezension

Junge Autorin mit viel Potenzial

Last Chance (Band 1) - Mara Breiter

Last Chance (Band 1)
von Mara Breiter

Bewertet mit 3 Sternen

"Last Chance" handelt von der 21-jährigen Antonia, die von zuhause auszieht und sich gleich mit dem realen Leben auseinandersetzen muss. Ihre Tollpatschigkeit und ihr Unbehagen sich mit neuen Leuten zu unterhalten stehen ihr zusätzlich Weg. Gut, dass es die beiden Nachbarn Devin und Matze gibt. Diese sind zwar wie Feuer und Wasser und dennoch findet Antonia beide faszinierend.

Bei "Last Chance" hat mich zunächst das Cover überzeugt (wirklich wunderschön!). In einem zweiten Schritt kommt dann hinzu, dass ich jungen Autoren gerne eine Chance (gewiss nicht die last chance!) gebe und die 15-jährige Mara Breiter hat hier wirklich ein sehr solides Debüt abgeliefert.
Antonia ist eine Figur, mit der man erstmal vertraut werden muss. Zunächst scheint sie zwei Persönlichkeiten zu haben: locker und freundlich im Umgang mit Familie und Freunde und verkrampft und unbeholfen im Kontakt zu Fremden. Gerade die Sprachproblematik des Stotters hat zunächst arg den Lesefluss behindert, aber ab Mitte des Romans ist dies kein großes Thema mehr. In gewissen Situationen nimmt man ihr vielleicht auch nicht die 21 Jahre ab, aber auch sie wächst mit ihren alltäglichen Aufgaben und am Ende ist sie einem richtig ans Herz gewachsen.

Matze ist der männliche Gegenpart, der hinter einen harten Schale einen weichen Kern verbirgt. Er ist einfach eine faszinierende Persönlichkeit, die vielschichtig und authentisch angelegt wurde.

Auch an den Nebenfiguren gibt es einige sehr herzliche Figuren (Opa Julius und Shel), die man genießen kann. Andere wieder wirken noch nicht richtig auserzählt, geraten zum Teil sehr in den Hintergrund (Hannes, Mia und Antonias Brüder) oder sind einfach überflüssig (Devin). Insgesamt ein breites Figurenspektrum, das auch einen Antagonist aufweist.

Die Schwächen sehe ich eher im technischen Bereich. In 90 % der Fälle fungiert Antonia als Ich-Erzählerin, urplötzlich werden aber kleinere Episoden aus Matzes Sicht eingespeist. Das ist sicherlich ein nettes und interessantes Bonbon, wirkt aber recht willkürlich und kann mich daher nur weniger überzeugen. Zudem merkt man, dass an einigen Stellen arg auf die Dramataste gedrückt wurde. Das sorgt zwar für Spannung, wirkt aber im Gesamtrückblick übertrieben.

Ein Stärke waren aber definitiv die ruhigen Szenen zwischen Matze und Antonia. Hier zeigte sich, dass die junge Autorin über einen großen Wortschatz verfügt, sie kann das Herz des Lesers berühren und eine Beziehung zwischen den Protagonisten aufbauen, so dass man regelrecht mitfiebert. Andererseits hat das zur Folge, das die Nebengeschichten sehr deutlich zu einer "Nebensache" werden, da muss vielleicht auch noch etwas mehr die Waage gefunden werden.

Fazit: Für ein Debüt mit 15 Jahren wirklich eine saubere Leistung. Gerade die Schwächen im Erzählstil sind vollkommen normal und passieren auch häufig Autoren, die schon mehrfach publiziert sind. Ich habe mich jedefalls gut unterhalten gefühlt und würde bei einem zweiten Band immer gerne zugreifen, alleine schon, um die Fortschritte beobachten zu können, die gerade in diesem Alter rasant von sich gehen.