Rezension

Kann man Fehler wieder gut machen?

Dezemberfieber - Frank Rudkoffsky O.

Dezemberfieber
von Frank Rudkoffsky O.

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist das Jahr 2008, in dem Jahr als Nina und Bastian nach Thailand reisen. Einen Tag zuvor trug Bastian seinen Vater Gert zu Grabe, und musst das elterliche Haus leerräumen. Vierzehn Tage Thailand, darauf haben sich Nina und Bastian gefreut, vor allem Nina da sie gerade ihren Studienabschluss hinter sich hat. Bastian hadert noch mit seinem Studium, weil er seine Prüfungen vor sich hinschiebt. Bastian kommt einfach nicht zur Ruhe bei der Reise. Schlaflosigkeit und Rastlosigkeit plagen ihn Tag für Tag. Bastian betäubt sich mit Alkohol auf dieser Reise. Als er dann sich einer anderen Reisegruppe aus Deutschland anschließt, die er zufällig kennengelernt hat, gerät seine Reise ein Desaster zu werden. Nina und sich selbst vernachlässigt er dermaßen, dass seine Vergangenheit ihn einholt. Ein gemeinsames Tagebuch seiner Eltern begleitet ihn seine ganze Reise, die mehr als eine einfache Ehe in der Zeit während Bastians Kindheit und Jugendzeit führten. Bastian sah seine Vater vor seinem Tod neun Jahre nicht lang. Jetzt ist die Zeit der Aufarbeitung gekommen.

Der Debüt-Autor Frank O. Rudkoffsky ging beim Schreiben einen seltenen Weg ein, indem er einerseits im Präsens schrieb, und andererseits zwei Zeitperspektiven – Gegenwart und Vergangenheit – mit Tagebuchauszügen beziehungsweise Tagebuchbriefe seiner Eltern verknüpfte, die eine lesenswerte Geschichte abrunden. Bastian lebt als Einzelkind bei den Eltern Anke und Gert. Anke arbeitet als Lehrerin und Gert ist beruflich viel unterwegs. Bastian bekommt mit zunehmendem Alter mit, dass seine Eltern – besonders seine Mutter hat psychische Probleme – eine Ehe führen, die an ihre Grenzen stößt. Bastian verbringt immer weniger Zeit zu Hause. Mutter Anke wird labil, Vater Gert versucht seine Frau zu helfen und Bastian fühlt sich machtlos, steht aber dennoch auf der Seite seiner Mutter. Die Reise nach Thailand schildert auf der einen Seite einen schönen bildhaften Abenteuerurlaub, aber auf der anderen Seite ein Psychogramm eines jungen Mannes, dem seine Vergangenheit überrollt sozusagen. Die Geschichte an sich erinnert an den Roman „tschick“ von Wolfgang Herrendorf, in dessen Roman die Hauptprotagonisten Jungen im Jugendalter darstellen. Beide Romane schildern die schönen und weniger schönen Seiten von Heranwachsenden. Bei dem Roman „Dezemberfieber“ spielt die psychologische Tiefe der Figuren eine Rolle. Hier sind sogar die Handlungsorte eher eine Nebensache, denn der Mensch mit seinen Problemen steht im Mittelpunkt.

Bei diesem Roman erlebt man Höhen und Tiefen, die einen exzessiv, nüchtern und brutal aus psychologischer Sicht erscheinen, aber die mentalen Beschreibungen der thailändischen Landschaft gleichen diese psychologischen Tiefs wieder aus. Dieser Roman lässt einen nachdenken, und wer den Roman „tschick“ kennt, und gerne Geschichten mit tiefenpsychologischen Figuren liest, kann ich diesen Roman empfehlen. Vor allem zeigt dieser Roman tolle Gegensätze der normalen und abnormalen Familien- und Freundesbeziehungen.