Rezension

Kann man noch einmal lieben?

Blau ist die Farbe der Liebe - Carlotta Franck

Blau ist die Farbe der Liebe
von Carlotta Franck

Bewertet mit 4 Sternen

Zwei Jahre sind eine lange Zeit, seit Sanne Witwe ist. Nun ist sie 48, aber der Schmerz um den Verlust ihres Mannes hat noch nicht nachgelassen. Es fällt ihr schwer, den Verlust zu akzeptieren, so dass sie ihm regelmäßig Briefe schreibt über alles, was sie bewegt.
Ihr Kinder und ihre beste Freundin haben sie über die Zeit begleitet, aber letzten Endes ist sie doch allein.
Als ihre Freundin vorschlägt, doch für ein paar Tage nach Frankreich zu fahren, willigt sie nur widerwillig ein.
Dort trifft sie auf den Schriftsteller Mathieu, den sie zwar flüchtig kannte und dessen Bücher sie ins Deutsche übersetzt. Auch er befindet sich in einer Krise, in einer Schreibkrise und hadert mit sich selbst...

"Blau ist die Farbe der Liebe" ist schon ein ungewöhnlicher Titel für ein Buch, wenn es um die Liebe geht. Im Normalfall assoziiert man rot oder eventuell noch rosa für die Liebe, aber blau?
Natürlich gibt es für den speziellen Fall auch eine Erklärung dafür im Buch.

Sanne ist seit 2 Jahren Witwe und fühlte sich in ihrer Ehe geliebt und geborgen. Sie erzählt von David und ihrem Zusammenleben mittels der Briefe, die sie ihm schreibt, aber nie mehr abschicken kann. Es ist für sie die Möglichkeit, mit dem schweren Verlust fertig zu werden.
Nie könnte sie sich vorstellen, jemals eine zweite Liebe zu finden, obwohl sie auch nicht den Rest ihres Lebens allein bleiben möchte. Ihr David hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie wieder einen Partner fürs Leben finden sollte.

Frankreich ist für Sanne das Land, das gleichzusetzen ist mit Freiheit und Unabhängigkeit. Vor ihrer Ehe hatte sie dort eine Zeit lang gelebt und das Land lieben gelernt. Sie spricht fast akzentfrei französisch und findet sich im Land sehr gut zurecht.

Als sie auf den Schriftsteller Mathieu trifft, fängt sie trotz aller Trauer um David doch wieder an, an die Liebe zu glauben. Aber es gelingt ihr nicht, loszulassen, sich fallenzulassen in die Liebe. Zu tief sitzt die Angst, wieder jemanden zu verlieren.
Mathieu hat selbst mit seinen Dämonen zu kämpfen. Er versucht gerade ein Buch zu schreiben, hinter dem er selbst nicht 100%ig steht und so blockiert er sich selbst.

Es ist eine Liebesgeschichte der leisen Töne, die nicht junge Menschen in den Mittelpunkt stellt, sondern schon gestandene, die bereits einiges erlebt haben. Sanne und Mathieu sind Protagonisten, die nicht nur sympathisch sind, sie wirken auch völlig echt. Ihre Emotionen lassen sich sehr gut nachvollziehen, sind nicht überspannt, sondern absolut glaubhaft.
Gleich zu Beginn wurde ich in die Geschichte hineingezogen. Mit Sannes Briefen an ihren verstorbenen Mann David rührte sie mich zu Tränen. Der Schmerz, den sie empfindet, war förmlich greifbar und ließ mich mit ihr fühlen.

Auch während ihrer Beziehung mit Mathieu verlässt sie nicht die Frage, ob sie ihren David betrügt und ob es nicht doch schon zu zeitig wäre, eine neue Bindung anzustreben. Vor allem, hat diese Beziehung Zukunft? Wie würden ihre Kinder diese Beziehung sehen, haben sie doch die 2 Jahre gemeinsam mit ihr getrauert?

Es ist eine sehr schöne Liebesgeschichte, in der es mal auf, mal ab geht, mit Missverständnissen und vor allem um Liebe. Es geht um Vergangenheitsbewältigung, dem Loslassen und dem sich wieder neufinden.

Leider hat mich das Ende nicht ganz überzeugt, so dass ich dafür ein Pfötchen abziehe. Es ließ mich leider im nachhinein einiges infrage stellen.