Rezension

Keine Dystopie unter vielen

Flammen über Arcadion - Bernd Perplies

Flammen über Arcadion
von Bernd Perplies

Cover:
Das Cover ist so wunderwunderwunderwunderschön!

Meinung:
Ich hätte niemals gedacht, dass diese Dystopie mich so begeistern könnte, aber sie hat mich vollkommen überzeugen können und ich giere schon nach den anderen beiden Teilen.
Carya befindet sich in der italienischen Stadt Arcadion, eine „Glaubensarche“, die durch Inquisitoren, Templerrittern und anderen religiösen Bezügen geführt wird. Sie berichtet zu Anfang in Form einer Schulstunde, wie es zu diesem Lebensstil geführt hat und das hat mir als Einstieg sehr gut gefallen, weil so keine Fragen des Warums auftauchten und man gleich in die Handlung einsteigen konnte.
Carya erinnerte mich zu Beginn sehr an Cassia aus „Cassia und Ky“. Sie vertraut dem System, unterwirft sich ihm und stellt keine Fragen. Ihre beste Freundin Rajael ist genau das Gegenteil von ihr und erst nach und nach lüftet sich für Carya der Schleier und sie merkt, dass Arcadion nicht das ist, was es zu sein scheint.
So erfährt auch der Leser, was an diesem System nicht stimmt und über die doch sehr offene Brutalität war ich ziemlich erschrocken. Nicht, weil es besonders blutrünstig beschrieben wurde, sondern weil ich mit so etwas nicht gerechnet habe. Aber gerade die Erwähnung der Methoden der Inquisitoren gaben dem Buch den besonderen Touch, den ich mittlerweile in vielen Dystopien vermisse. Das hat mir sehr gut gefallen, weil es auch ein bisschen gruselig war und mich vollkommen einnehmen konnte.
Carya mochte ich als Protagonistin sehr gern, auch wenn sie in meinen Augen teilweise sehr naiv gehandelt hat und manche konfliktgeladene Situationen nicht unbedingt nötig gewesen wären. Solche Offensichtlichkeiten mag ich nicht so gern, aber sie tun der Handlung keinen Abbruch. Carya wird, während die Handlung fortschreitet, immer mutiger und legt nach und nach ihre Ergebenheit gegenüber Arcadion ab und diesen Wandel fand ich sehr gut beschrieben, denn er konnte mich vollständig mitreißen. Ich bin sehr gespannt, welches Geheimnis, das Caryas Vergangenheit und den Wandel ihres Charakters umgibt, in den Folgebänden gelüftet wird. Darauf freue ich mich ganz besonders.
Jonan, der ein Templerritter ist und sich nach vielen Zwischenfällen besinnt und die Seiten wechselt, fand ich klasse. Ich mochte es sehr, dass er zwar dem System dient, aber um die Probleme und Vertuschungen weiß. Dadurch hat er, anders als Carya, eine ganz andere Position, die ihn als Charakter sehr interessant werden ließ und die Handlung zusätzlich durch Spannung verstärkt.
Pitlit, über den ich an dieser Stelle nicht allzu viel verraten möchte, ist aber insgeheim mein kleiner Held. Sein Charme ist gleichzeitig unerträglich und doch irgendwie sehr niedlich. Er hat zumindest in den sehr vielen kampfgeladenen und von Verlust geprägten Szenen für einige Lacher gesorgt, die ich wichtig fand, um Luft holen zu können.
Ganz besonders wird die Handlung aber von dem tollen Schreibstil getragen, der zwar sehr detailliert ist, aber alles so wunderbar beschreibt und plastisch erscheinen lässt. Die Worte haben so tolle Bilder in meinem Kopf hervorgerufen (die auch durch die Gestaltung der Innendeckel im Buch verstärkt wurden), dass es sehr viel Spaß gemacht hat, diesen Auftakt zu lesen und mich vielleicht dazu bringt, weitere Bücher des Autors zu lesen.
Das Ende ist nicht direkt ein Cliffhanger, lässt aber sehr viele Fragen offen, weswegen ich froh bin, dass ich die beiden anderen Teile direkt hier habe, sodass ich sofort weiterlesen kann.
 

Fazit:
Eine Dystopie, die erfreulicherweise anders ist. Durch die Aspekte Kirche, Glauben und Inquisition, entsteht eine völlig neue Welt, in der ich trotz der vielen Probleme und Kämpfe gerne eingetaucht bin. Der Schreibstil ist wunderschön und ich kann jedem nur empfehlen, zu dieser Dystopie zu greifen. Ich freue mich jetzt richtig auf die beiden anderen Teile und hoffe darauf, dass so einige Dinge erklärt werden.