Rezension

Keine leichte Lektüre

The Love Song of Miss Queenie Hennessy - Rachel Joyce

The Love Song of Miss Queenie Hennessy
von Rachel Joyce

Bewertet mit 4 Sternen

Meine Meinung:

Während „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry“ Harolds Sicht auf die Ereignisse liefert, stellt dieses Buch das Geschehene aus Queenies Perspektive dar. Man kann das Buch also auch gut unabhängig lesen, ich selbst kenne das andere nicht und hatte keine Probleme, es wird ja auch die gleiche Geschichte beschrieben.

Queenie selbst ist alt und krank und lebt in einem Hospiz. Nachdem sie ihren ersten Brief an Harold geschrieben hat und dieser sich dann auf seine Reise begeben hat, nur mit der Bitte an Queenie, auf ihn zu warten, beginnt sie mit dem Schreiben eines zweiten Briefes. In diesem stellt sie ihre Sicht auf die damaligen Ereignisse dar, die zu ihrem Weggehen geführt haben. Dabei mischen sich Kapitel aus Vergangenheit und Gegenwart, alle in ruhiger Sprache und absolut ehrlich. Queenie verschweigt Harold nichts und schnell wird klar, dass Queenies Leben nur von wenig Freude erfüllt war. Meistens nimmt sie nur eine Beobachterperspektive ein und handelt selbst nur im absoluten Notfall und  besonders berührt hat mich, dass sie nie Harolds Ehe zerstören wollte, obwohl sie gemerkt hat, dass diese nicht mehr die Beste war und obwohl sie Harold so sehr geliebt hat.

Queenies Geschichte ist mir sehr nahe gegangen und man kann denke ich auch sehr viel aus ihr lernen und je mehr man erfahren hat, desto berührender wurde es. Überraschende Wendungen gab es leider eher weniger und der ruhige Schreibstil hat auch oft dazu geführt, dass das Buch sehr langatmig wurde und sich gezogen hat. Vor allem die Kapitel aus Queenies Gegenwart habe ich oft als eintönig empfunden, den Kapiteln aus ihrer Vergangenheit hingegen habe ich stets entgegengefiebert. Hier gab es schon das ein oder andere Mal einen Wow-Effekt, wo mich ihr Schicksal echt mitgenommen hat. Die Beschreibungen ihres „Meergartens“ hingegen-puuh, die hätte ich gerne übersprungen!

Außerdem sind die Charaktere sehr liebenswert und einzigartig, nicht nur die Menschen, die man in den Rückblenden kennenlernt, sondern auch die Patienten und Pfleger im Hospiz. Besonders diese haben für den ein oder anderen Lacher bei mir gesorgt, aber mich oft mit ihren Worten auch sehr berührt. Der Schluss jedenfalls-der hat mich wirklich traurig zurückgelassen. Er ist zwar realistisch und es ist naiv, etwas anderes zu erwarten, aber man hofft trotzdem auf ein Wunder und wünscht sich, Queenies Schicksal wenigstens dieses eine Mal abwenden zu können.

Fazit:

Ein sehr berührendes Buch, das die Schatten- und spärlichen Sonnenseiten von Queenies Leben sehr schön darstellt. Höchst empfehlenswert, da das Buch einem einfach nahe geht, auch wenn es sich manchmal etwas zieht. Deshalb gibt es nur 4 von 5 Punkten von mir.