Rezension

Keine Neuerfindung

When I'm Gone - Verloren - Abbi Glines

When I'm Gone - Verloren
von Abbi Glines

Bewertet mit 3 Sternen

"When I'm gone - Verloren" handelt von Reese, die, nachdem sie von ihrer Mutter aus dem Haus geschmissen wurde, und keinen richtigen Schulabschluss geschweige denn eine Ausbildung hat, sich mit Putzjobs über Wasser hält. In Rosemary Beach findet sie in ihrem Nachbarn Jimmy auch das erste Mal Freunde, doch dann begegnet sie unerwartet Mase Colt-Manning. Der ist sofort von Reeses Unbeholfenheit und doch hartnäckigem Willen auf eigenen Beinen zu stehen fasziniert. Doch die Dämonen in Reeeses Vergangheit sind beharrlich und so muss Mase Stück für Stück ihr Vertrauen gewinnen.

Gerade an die Geschichte rund um Mase, der der erste männliche Protagonist dieser Reihe ist, der nicht aus Rosemary Beach stammt, der aus bescheidenen Verhältnissen auf einer Ranch stammt, wo noch harte Arbeit geleistet wird, hatte ich viele Erwartungen geknüpft. Doch das Geschehen wurde erneut stark nach Rosemary Beach verlagert. So sehr ich auch einige der Charaktere dort ins Herz geschlossen habe, so sehr wirkt es manchmal doch so, dass auch jeder mindestens fünfmal erwähnt werden muss und wie schön doch alles ist. Je mehr Figuren man dann kennen gelernt hat, desto unrealistischer und zu viel wird es einfach. Hinzu kommt, dass vor allem Reese sich so wunderbar (nicht) in die Reihe der weiblichen Protagonisten von Abbi Glines einreiht, die mit großen unschuldigen Augen in die Welt blicken, angeblich keinen Schimmer von Sexualität haben, um dann zur Femme Fatale zu werden.

An sich mag ich Reese, ihre Hintergrundgeschichte mit der wiederholten Vergewaltigung durch den Stiefvater und ihre Legasthenie, weil es neue Möglichkeiten für Geschichten bietet. Wie sie ihr Leben trotz dieser Schwäche und den Behauptungen, dass sie dumm sei, gemeistert hat, ist ohne Frage bewundernswert und dennoch hätte ich sie manchmal am liebsten geschüttelt. Von Mase hatte ich mir einfach mehr erwartet, alleine von der Beschreibung, die gegen Ende die Mutter Reese gibt. Und doch ist er wie alle anderen auch, gibt häufig haargenau dieselben Sätze von sich wie alle vor ihm bereits. "Ich bin ein Höhlenemensch" und "ich muss mir jetzt auf die Brust klopfen". Sehr schade, wirklich!

Wesentlich besser hat mir dann gefallen, wie die Geschichte sich zwischen den beiden langsam aufbaute. Zuerst war das wirklich nur Anziehung, dann das Kennenlernen, die Telefonate und das hat sich dann so langsam gesteigert, dass ich es wunderbar realistisch und überzeugend fand. Das wiederum hat der Figurenkonstellation gut entsprochen, da gabs nichts zu meckern. Hier hat Abbi Glines ihre Stärken wieder ausspielen können.

Fazit: Die Erwartungen an die Figuren (vor allem an Mase) konnten nicht erfüllt werden. Zu vieles wirkte wieder wie ein Einheitsbrei, ohne Innovationen. Zudem wird auch viel zu sehr auf den alten Charakteren verweilt, dabei ist es Zeit neue sich entfalten zu lassen. Die Liebesgeschichte an sich war langsam und realistisch den Umständen entsprechend erzählt, also absolut so, dass sie den Leser erreichen konnte. Was man nun von einem zweiten Band erwarten soll, wo für mich schon fast alles erzählt ist, ich bin (mäßig) gespannt.