Rezension

Kinder aus Migrantenfamilien integrieren – ein wichtiges Buch zum Bereich »Migration«

Migration, frühe Elternschaft und die Weitergabe von Traumatisierungen -

Migration, frühe Elternschaft und die Weitergabe von Traumatisierungen
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Bewertet mit 4 Sternen

Migrantinnen und Migranten werden in Deutschland derzeit häufig vor allem unter den Gesichtspunkten gesehen, inwieweit sie eine Belastung sind, Gefahren von ihnen ausgehen könnten bzw. wie integrationsbereit sie sind. Selten hört man in der öffentlichen Diskussion von den Problemen und Traumatisierungen der Flüchtlinge und überlegt, wie sie es schaffen können, mit ihren Belastungen und ihrem unterschiedlichen kulturellen Hintergrund hier zurechtzukommen.

Das von Marianne Leuzinger-Bohleber und Judith Lebiger-Vogel herausgegebene, sorgfältig gearbeitete Buch »Migration, frühe Elternschaft und die Weitergabe von Traumatisierungen« beschreibt in 14 Kapiteln (+ Vorwort, Einleitung, Ausblick) von insgesamt neun Autorinnen (+ Patrick Meurs, dem Verfasser des Vorworts) die Arbeit des Integrationsprojekts ERSTE SCHRITTE, das derzeit in Frankfurt am Main und Berlin durchgeführt wird.

ERSTE SCHRITTE begleitet Familien mit Migrationshintergrund nach der Geburt ihrer Kinder bis zu deren Eintritt in den Kindergarten. Der Band beschreibt Konzept und wissenschaftliche Evaluation des Projekts (Teil II) sowie die wissenschaftlichen Befunde (Teil III) mit Beiträgen u. a. zur emotionalen und sozialen Situation der Mütter; zur Frage, welche spezifischen Herausforderungen für Kinder mit Migrationshintergrund mit dem Eintritt in den Kindergarten verbunden sind; dazu, welche Auswirkungen unverarbeitete Traumatisierungen auf die frühe Mutter-Kind-Interaktion im Exil haben. In Teil I wurde zuvor die »psychoanalytische Basis« dargelegt, etwa mit Kapiteln zu frühkindlichen Entwicklungsprozessen und Migration, psychoanalytischen Erkenntnissen zu Migration, Trauma und der Begegnung mit dem Fremden (u. a. wegen der Darstellungen zur Fremdenangst und ihren Ursachen zu empfehlen), (Nicht-)Integration und Radikalisierungsprozesse in der Adoleszenz.

»Ob sich Migranten und Migrantinnen in ihrem Einwanderungsland als willkommen, zugehörig und aufgenommen erleben, ist ein entscheidender Faktor für die psychosoziale Situation der gesamten Familie, besonders aber der Kinder.« Integration in diesem Sinne – als Angebot und aktive Unterstützung, nicht bloß als Forderung – hilft, Entwicklungen zu vermeiden, die Menschen in eine Radikalisierung und in die Zugehörigkeit zu extremistisch-gewalttätigen und verbrecherischen Gruppierungen führt.