Rezension

Klang vielversprechend, war enttäuschend.

Schaut nicht zurück - Wiley Cash

Schaut nicht zurück
von Wiley Cash

Bewertet mit 1 Sternen

Der Schreibstil dieses Buches ist ziemlich nüchtern und man hat eher das Gefühl einen Polizeibericht zu lesen, als einen Roman (das behaupte ich jetzt mal so, ohne je einen Polizeibericht gelesen zu haben hust). Die Geschichte lässt sich mehr als flüssig lesen, aber es kommen eben keine Gefühle bei einem an. Eine Person stirbt? Oh, ups? Gerade befindet man sich in einer spannenden Verfolgungsjagd? Warte, was? Hat da jemand was von Spannung gesagt? Woooo?

Die Geschichte wird von mehreren Charakteren erzählt und mit mehreren meine ich eher Viele. Zum einen von Easter Quillby, die ich als die Protagonstin des Buches bezeichnen würde. Sie ist ein kleines Kind, denkt und spricht aber oft sehr Erwachsen. Dann hätte man noch Pruitt, den brutalen Auftragskiller, der (aus welchem Grund auch immer) Jagd auf Wade macht. Außerdem noch Brady Weller, der Vormund von Easter und Ruby, der früher mal Cop war und nachdem die Beiden von ihrem Dad entführt worden sind, seine eigenen Erforschungen treibt.

An sich finde ich verschiedene Sichtweisen in einer Geschichte sehr interessant, aber in einem Krimi? Zum einen hat das mir sehr viel an Spannung weggenommen und zum anderen, haben die Charaktere ständig mit vielen verschiedenen Personen zu tun (ist ja in der Realität nicht wirklich anders), aber das hat mir so einige Probleme dabei bereitet, die ganze Namenflut aufzunehmen. Die ersten 100 Seiten waren bei mir ein ständiges „Wer war das gleich nochmal?“

Mal abgesehen davon, dass ich eine Ewigkeit gebraucht habe, die Namen den einzelnen Personen zuordnen zu können und dass dieser Roman relativ nüchtern geschrieben worden ist, viel das Mitfühlen mit den Charakteren im Allgemeinen sehr schwer. Könnte natürlich daran liegen, dass bis auf Gefühle wie Angst, Aggression und Wut kaum was anderes gefühlt wurde oder Gefühlsregungen kaum anders beschrieben worden sind als durch Wahnsinn in den Augen. Es geht ja praktisch darum, dass Easter und Ruby ins Kinderheim kommen, weil ihre Mutter gerade verstorben ist und ihr Vater auf das Sorgerecht verzichtet hat und keiner weiß wo er ist. Entweder ich habe eine Stelle überlesen oder es wurde wirklich nicht eine einzelne Träne dieser beiden Kinder (!) nach dem Tod ihrer Mutter (!) beschrieben und das ist nur ein Beispiel von Vielen.

Was mich wohl am meisten gestört hat, ist, dass man an manchen Stellen in der Geschichte einfach keinen Überblick mehr über das Geschehen hat. Beispielsweise liest man eine Szene aus den Augen des Serienkillers Pruitt, in der er sich mit 2 weiteren Personen in einem Raum mit einem Sägewerk befindet. Dann springt die Szene zu einem anderen Charakter, die Story geht aus dessen Augen weiter und bei der nächsten Textstelle aus Pruitts Sicht, ist plötzlich überall Blut. Wessen Blut, warum, weshalb, hää? Darauf wird einfach nicht mehr eingegangen.

Fazit:

Zugegeben, ich hatte hohe Erwartungen an „Schaut nicht zurück“. Das Buch wollte ich schon seit über einem Jahr lesen, um mich wieder etwas in die Richtung Krimi wagen, aber da habe ich bessere Kinderkrimibücher gelesen, die mich vermutlich heute noch mehr fesseln könnten. Weder war der Schreibstil mit mir auf einer Wellenlänge noch habe ich mit einem der Charaktere mitgefühlt (und da gab's ja einige Charaktere, mit denen man es zumindest theoretisch hätte können…). Es kamen keine Gefühle an, weder Trauer der Charaktere noch Spannung durch die Geschichte. Insgesamt ziemlich enttäuschend.