Rezension

klassische Teenie-Helden-Geschichte mit spannender und humorvoller Umsetzung

Paladin Project (1). Renn um dein Leben - Mark Frost

Paladin Project (1). Renn um dein Leben
von Mark Frost

Zitat:
„Er hörte ein übelkeiterregendes Geheul, dann das Prusten und Schniefen von etwas Nassem und Fleischigem. Die Wesen waren jetzt keine dreißig Meter mehr hinter ihm und holten schnell auf.“
(S.49)

„Licht strahlte aus den schwarzen Würfeln und über dem großen transparenten Exemplar erschienen dreidimensionale Bilder: zwei Gruppen widerlicher, geifernder dreibeiniger Bestien.“
(S.91)

„Er hielt inne, um die karge Landschaft zu betrachten, eine flache, eintönige graubraune Ebene, die sich in alle Richtungen erstreckte, so weit das Auge reichte.“
(S.108)

Inhalt:
Ein normaler Fünfzehnjähriger ist Will West sicher nicht. In ihm schlummern noch unentdeckte Fähigkeiten. Doch niemand darf davon etwas merken. Bis jetzt hat sich Will deshalb auch immer an die Regeln seines Vaters gehalten und keine Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Bei diesem einen landesweiten Schultest jedoch war er unvorsichtig und besteht diesen überdurchschnittlich gut.
Neben einem streng geheimen Eliteinternat sind nun auch noch andere Mächte auf ihn aufmerksam geworden. Plötzlich wird er von Wesen verfolgt, die seinen schlimmsten Alpträumen entstiegen sein könnten. Sein Leben hat er einzig und allein Dave, seinem geheimnisvollen Retter zu verdanken. Ihm gelingt die Flucht in das elitäre Center for integrated Learning. Sicher kann er sich allerdings nicht fühlen. Die Gefahr ist ihm näher, als er glaubt. Beim kleinsten Fehler droht ihm der Tod. Und ein solcher Fehler kann schnell passieren.

Meinung:
Über „Paladin Project“ hatte ich in letzter Zeit die eine oder andere gute Meinung gelesen. Als ich das Buch dann vor kurzem in meiner Stammbuchhandlung in den Händen hielt, konnte ich nicht anders, als es zu kaufen. Da ich wirklich neugierig auf das Buch geworden war, habe ich nun auch recht schnell zu dieser Geschichte gegriffen.

Kaum hatte ich das Buch aufgeschlagen, befand ich mich auch schon mitten in der Gefahr. Will West hatte kein Erbarmen mit mir und zog mich an seiner Seite schnell mit in diesen Strudel aus Furcht, Verwirrung und Überlebensdrang. Die Seiten flogen nur so an mir vorüber, ich wollte mehr von dieser abhängig machenden Geschichte erfahren.

Ich erlebte sodann ein Rauf und Runter der Gefühle, eine spannende Szene folgte der nächsten. Es war wie ein Sog, der mich unaufhaltbar in seinen Bann zog. Die speziellen Fertigkeiten des Autors, der immerhin bereits an verschiedenen erfolgreichen Projekten beteiligt war, machten sich hier deutlich bemerkbar. Er schoss gleich von Beginn an ein Feuerwerk atemberaubender und fesselnder Handlungen in meine Richtung. Kaum war es mir vergönnt, einmal richtig durchatmen zu können.

Mit Will West hat Mark Frost im Endeffekt einen klassischen Teenie-Helden erschaffen, dem die Sympathien der Leser nur so entgegen fliegen. Ein Held, der eigentlich kein Held sein will. Und doch bemerkt er natürlich, dass mehr in ihm steckt. Nicht umsonst gilt es für ihn, die Regeln seines Vaters zu beachten. Denn wenn er sich nicht an diese Regeln hält, droht ihm die Entdeckung. Wer oder was ihn entdecken könnte, ahnt er selbst nicht. Bis er sich diesen einen Fehler erlaubt. Und selbst dann ist ihm noch nicht das ganze Ausmaß klar.
Zu Will hatte ich von Anfang an wirklich einen Draht. Die vielen Umzüge seiner Eltern machen ihn grundsätzlich zum Außenseiter. Aber er kann mit der Situation umgehen. In seinem Inneren weiß er, dass alles davon abhängt, wie er sich in der Öffentlichkeit verhält. Dennoch ist ihm Humor definitiv nicht abhandengekommen. Oftmals saß ich aufgrund seiner trockenen humorvollen Anmerkungen, die er immer wieder in die vielen Dialoge einfließen lässt, mit einem Lächeln vor den Seiten. Gerade dieser Humor mit teilweise sarkastischen Ansätzen hat es mir in dieser Geschichte doch angetan. 

Als Will an dem Eliteinternat angekommen war, wurden die verschiedenen Charaktere in seiner Umgebung vorgestellt. Für mich ergab sich hier, auch wenn die Darstellung der handelnden Personen ausgesprochen gut gelungen war, die eine oder andere kleine Durststrecke, die anschließend aufgrund spannungsheischender Entwicklungen jedoch fast wieder in den Hintergrund getreten ist. 
Ein wenig verwundert war ich letztendlich, dass der Plot in die Academy-Richtung steuerte. Aber ich konnte mich darauf gut einstellen, erwartet hatte ich diese Entwicklung jedoch nicht. Dem Inhalt selbst tat die Richtung zum Glück kaum Abbruch. Zu gut hat Mark Frost seine Charaktere und die damit verbundene Handlung hier in Szene gesetzt.

Für die Präsentation seiner Geschichte nutzt Mark Frost die Vergangenheitsform und lässt aus der Sicht von Will den Fortgang erzählen. Gut platzierte Dialoge mit dem entsprechenden Esprit an Authentizität und Humor verliehen dem großen Ganzen die entsprechende Würze und sorgten dafür, dass ich mich überwiegend sehr gut unterhalten fühlte. 

Auch, wenn es sich vielleicht „trocken“ anhört, dass Will gewisse Regeln seines Vaters tagtäglich befolgen muss. Genau dieses Thema gibt der Geschichte nochmals einen unerwarteten Drive. Sie sind so überaus passend in die Handlung eingebunden und ich musste oftmals innerlich grinsen aufgrund des jeweiligen Zusammenhangs. 

Mit dem Ende der Geschichte legt der Autor eine gute Basis für die Fortsetzung, so dass ich nun zwar lesebefriedigt, aber dennoch sehr neugierig auf den Folgeband warte.

Urteil:
„Paladin Project“ wartet mit einer Vielzahl klassischer Spannungselemente auf, die hier dennoch auf etwas andere Art und Weise umgesetzt wurden. Ein Held, der kein Held sein will, überzeugt mit authentischen Handlungen und trockenem Humor. Ich habe die Zeit mit Will und seinen Freunden sehr genossen und belohne diese Freundschaft mit knappen 5 Büchern.

Für alle, die aufstrebende Helden gern unterstützen und den Kampf gegen das abgrundtief Böse annehmen.

Die Reihe:
1. Paladin Project – Renn um dein Leben
2. Paladin Project – Im Auge des Feindes
(Erscheinungstermin: Herbst 2014)
3. ?

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