Rezension

Klassischer Science-Fiction-Roman

Von der Erde zum Mond -

Von der Erde zum Mond
von Jules Verne

Bewertet mit 4 Sternen

Der Bürgerkrieg in den Vereinigten Staaten von Amerika ist vorbei, daher sehnen sich die Mitglieder des Gun Clubs nach einer neuen Herausforderung. Was wäre, wenn man mittels einer Kanone die Reise zum Mond antritt? Mithilfe von Tatkräftigkeit, wissenschaftlichen Erkenntnissen und den unvergleichbaren Erfahrungsschatz dieser Vereinigung, nimmt man sich des Unterfangens an.

„Von der Erde zum Mond“ ist ein Science-Fiction-Roman vom berühmten Schriftsteller Jules Verne, der mit seiner Vision der Realität nicht um viel nachsteht.

Ich mag die Klassiker von Jules Verne recht gern, weil sie vergangene Vorstellungen der Zukunft in die Gegenwart holen. Schon allein dadurch, dass der Autor nicht ahnt, wie die Reise zum Mond rund hundert Jahre später tatsächlich ablaufen wird, macht es zu einem verblüffenden Zeitdokument, das ich sehr gern gelesen habe.

Ausgangslage ist eine Besprechung des Gun Clubs, der aus einer Horde kanonenerfahrener Kriegsveteranen besteht. Die Herrschaften fühlen sich unterfordert, weil es derzeit keinen Krieg gibt, in dem sie mit Rat und Tat ihre Kompetenz beweisen. Deshalb entsteht die Idee, ein Geschoss mittels überdimensionaler Kanone in Richtung Mond abzuschießen.

Im Mittelpunkt des Geschehens rund um dieses spektakuläre Unterfangen steht Gun-Club-Präsident Barbicane, der sich allen Skeptikern zum Trotz durchzusetzen gedenkt. Anhand dieser Figur hat man das Geschehen im Blick, obwohl die Charaktere allesamt eher nebensächlich sind. 

Jules Verne konzentriert sich auf gigantische Maße, Rahmenbedingungen und Berechnungen, die für die Reise zum Mond essentiell sind. Dabei widmet er sich kapitelweise den notwendigen Hintergründen, welche die Basis für den weltbewegenden Kanonenschuss bilden. 

Beispielsweise beschreibt er detailliert die Materialien, aus denen Geschoss und Kanone zu fertigen sind. Er referiert, in welcher Position sich die Erde zum Mond befinden muss, damit man es überhaupt erst wagen darf, und verortet genau, welcher Flecken unseres Planets für den Abschuss in Frage kommt, und wie innerhalb der überdimensionalen Kanonenkugel Sauerstoff für Reisende erzeugt wird.

Mir hat Jules Verne mit seinen Gedanken imponiert. Das Buch ist um 1865 erstmals erschienen, die Mondlandung fand 1969 - mehr als 100 Jahre später - statt. Es zeigt sich, dass die Wissenschaft beachtenswert gut in der Zeit lag. Der Autor verwendet etliche Zahlen, Daten und Fakten, die im 20. Jahrhundert ebenfalls eine wichtige Rolle einnehmen. Es gibt daher deutliche Parallelen zum fiktionalen Abenteuer in Jules Vernes Roman, und den ersten Schritten, die ein Mensch jemals am Mond unternommen hat. 

Der Erzählstil ist aufgrund der wissenschaftlichen Grundlagen eher distanziert, und die Handlung dreht sich eindeutig um das Zahlenmaterial, das zum Ziel führt. Dazu webt der Autor eine schelmische Wette ein, um dem Leser neben dem effektvollen Wissenschaftskick amüsante Momente zu bescheren.

Klar ist erkenntlich, dass sich Jules Verne über die Kriegslust und das kämpferische Gebaren einzelner Nationen lustig macht. Zusätzlich zieht er - durchaus im charmanten Rahmen - über die Vereinigten Staaten her, was ihm sichtlich Vergnügen bereitet hat. 

Insgesamt habe ich mit „Von der Erde zum Mond“ einen imposanten Klassiker kennengelernt, der mir Lust auf weitere Bücher des berühmten Jules Verne macht.

Jules Vernes Reisen zum Mond:
1) Von der Erde zum Mond
2) Reise um den Mond