Rezension

Kleine Kinder - große Emotionen

Auch kleine Kinder haben großen Kummer - Aletha J. Solter

Auch kleine Kinder haben großen Kummer
von Aletha J. Solter

Bewertet mit 4 Sternen

Tobsuchtsanfälle und Machtgehabe

Ich werde nie vergessen wie es war, als mein Sohn seinen ersten richtigen Wutanfall hatte. Das volle Programm; auf den Boden werfen, schreien, strampel und zuletzt hat er sogar nach mir geschlagen. Wir waren mitten im Supermarkt, er hätte sich keinen besseren Ort dafür aussuchen können. Von allen Seiten kamen schräge Blicke. Manche Leute haben sich sogar dazu berufen gefühlt mir mit Ratschlägen zur Seite zu stehen. Das alles wegen ein paar Erdbeeren.

Aber hatte er sich die Situation bzw. den Ort wirklich ausgesucht? Im Laufe der Zeit musste ich uns durch immer mehr solcher Situationen lotsen. Es wurde zunehmend schwierig ruhig zu bleiben und angemessen zu reagieren. Ich fühlte mich immer hilfloser und gestresst. Es war ja offensichtlich, dass er genauso überfordert war wie ich. Ich fing also an mich mit der kindlichen Entwicklung zu beschäftigen. Im Austausch mit anderen Müttern und durch Fachliteratur.

Dieses Buch hat mir sehr dabei geholfen zu verstehen, was im Kopf meines Kindes vorgeht. Das er nicht gegen mich arbeitet, sondern ganz normale Schritte geht, die zum Großwerden dazugehören. Es ist meine Aufgabe als Mutter oder auch als Vater, ihn dabei zu begleiten und ihn zu stützen. Wie soll ein 2jähriger, der sich noch nicht richtig artikulieren kann, mir sonst sein Missfallen oder seine Trauer ausdrücken, als durch weinen und/oder schreien? All die Emotionen des Alltags rollen über dieses kleine Wesen hinweg und wir sollen es einfach schreien lassen oder es ignorieren, nur um die Oberhand zu behalten.

Wut, Trauer, Angst! Das sind alles gesunde und normale Gefühle die auch die Kleinen schon empfinden, die sie aber noch nicht richtig verstehen. Mit diesem Wissen fiel es mir leichter, meinem Kind während eines solchen "Wutanfalls" verständnisvoll zu begegnen, es zu spiegeln und ihm zu helfen sich zu beruhigen, ihn in dem Arm zu nehmen und seine Emotionen zu leben. Denn wenn man von klein auf lernt, dass jedes Gefühl dazu gehört und es ok ist auch mal richtig sauer zu sein, können Kinder zu empathischen Menschen heranwachsen.

Nun, mit 4 Jahren, kann er mir sagen "Mama, ich bin so sauer! Ich mag das nicht!" oder " Es macht micht traurig, dass du nicht mit mir spielst!" Es wird leichter, man nimmt sich gegenseitig anders wahr und das Familienleben läuft entspannter.

Dies war definitiv eines der Bücher, die mich auf unserem Weg bestärkt haben und mir eine Orientierung gegeben haben, das mich zum Nachdenken und vorallem zum Überdenken angeregt hat.