Rezension

kleiner philosophischer Wegweiser zur Glück- und Sinnsuche

Linjis Weg zum Glück: Wie sich Rationalität und Achtsamkeit zur Lebenskunst verbinden - Jens Wimmers

Linjis Weg zum Glück: Wie sich Rationalität und Achtsamkeit zur Lebenskunst verbinden
von Jens Wimmers

Bewertet mit 4.5 Sternen

"Hoffentlich konnte dieses Buch das Bewusstsein des Lesers für die Lebenskunst öffnen. /.../ Die Theorie kann die Praxis nicht ersetzen, aber den Leser für ein intensiveres Erleben der Glücks- und Sinnmomente sensibilisieren. Da die Lebenskunst in ihrer konkreten praktischen Anwendung letztlich eine Kunst bleiben muss, die man erlernt, indem man sie anwendet und übt, ist mehr nicht möglich. Aber mehr bedarf es auch nicht."

"Wie sich Rationalitiät und Achtsamkeit zur Lebenskunst verbinden" war für mich schon im Titel ein Widerspruch an sich. Einer, der mich neugierig machte. Wir alle sind (zeitweise mehr oder weniger) auf der Suche nach Glück und nach einem Sinn in unserem Leben. Wir alle werden umhergetrieben von den großen Lebensfragen und durchleben Sinnkrisen, die uns verzweifeln lassen oder voranbringen. 
Wenn du dich selbst in diesen Fragen nicht wiederfindest, wirst du wahrscheinlich auch keine große Freude an diesem Buch haben. Für alle anderen kann ich dieses Buch jedoch sehr empfehlen. 

Der Autor Jens Wimmer widmet sich der Frage, worum es uns im Leben eigentlich geht. Was macht diese vielbesagte Lebenskunst aus? Schließen sich Rationalität und Achtsamkeit tatsächlich aus? Und wie können wir es schaffen, den Weg zu finden, hin zu einem glücklichen UND sinnerfüllten Leben? 
Obwohl das Buch stellenweise sehr philosophisch ist (was ich aber auch nicht anders erwartet hatte), nutzt der Autor die Verbindung von bildhaften, praxisbezogenen Beispielen und ihrer philosophischen Interpretation, um den Leser näher an die oben erwähnte Fragestellung heranzuführen. Da finden wir uns zum einen im Märchen "Hans im Glück" wieder, mit der aufgeworfenen Frage, ob Hans nun ein cleveres Bürschen oder ein naiver, irrationaler Trottel ist. Zum anderen dürfen wir an Auszügen aus Abt Linjis Morgengesprächen teilhaben. Linji war ein Mönch, Lehrer und Zen-Meister, dessen Grundzüge seiner Achtsamkeitslehre mich wirklich fasziniert, aber auch nachdenklich zurückgelassen haben. Besonders die episodischen Auszüge aus den Morgengesprächen (wie z. B. "Himmelvögel", "Wissen im Fluss" oder "Sie alle waren Künstler") haben mir gut gefallen und ich habe sie schon des öfteren wieder und wieder gelesen. Sie geben wichtige Impulse und sind hilfreiche kleine Meilensteine auf dem eigenen Weg. Ich hoffe, dass auch andere Leser das ähnlich empfinden. 
Für mich sind Achtsamkeit und Wahrnehmung ein wichtiges Thema in meinem Leben. Es ist wirklich spannend, wie der Autor Hans (als Vertreter der Rationalität) und Linji (als Vertreter der Achtsamkeit) "zusammenführt" und wie es ihm gelingt, den Leser immer wieder zu animieren offen zu sein, gern auch einmal die Perspektive zu wechseln. 

Neben diesen theoretischen, praktischen Beispielen (haben wir da wieder einen Widerspruch in sich ;) geht es aber auch um die Anwendung der Lebenskunst. Wie kann es dem Leser gelingen ein Verständnis für die Lebenskunst zu entwickeln. Neben praktischen Tipps und Ratschlägen bleibt die Frage: Inwieweit ermöglichen diese nun ein gelungenes Leben. Oder kann man letztendlich gar keine Ratschläge geben? Bleibt zwischen Theorie und Praxis auch hier eine nicht zu überwindende Grenze? 

Fazit:
"Es gibt Dinge im Leben, die man besser einfach tut, statt über sie zu reden." Wie ein Maler (s)ein Kunstwerk erschafft ohne später bis ins Detail beschreiben zu können, wie es genau entstanden ist, ist dieses Buch ein Wegweiser zum Ziel eines gelingenden Lebens. Für jeden, den dieses Thema interessiert definitv eine Bereicherung und ein (Erkenntnis-)Gewinn.