Rezension

KRIEG - Stell dir vor, er wäre hier

Krieg - Stell dir vor, er wäre hier - Janne Teller

Krieg - Stell dir vor, er wäre hier
von Janne Teller

Ein Buch, aufgemacht wie ein Reisepass. Den braucht man, um in ein anderes Land zu fahren: In den Urlaub oder auf eine Geschäftsreise. Doch es kann auch andere Gründe geben. Was, wenn in deinem Land Krieg ausbricht; wenn die Städte zerbombt sind; wenn die Familie hungert; wenn ihr ständig in Gefahr schwebt, ins Visier von Heckenschützen zu geraten? In dieser unmittelbaren Lebensbedrohung möchtest du nichts lieber als weg. Doch für die anderen Länder seid ihr nur unerwünschte Flüchtlinge, die die Sprache des neuen Landes nicht beherrschen, die nicht gewohnt sind, handfest zu arbeiten, die die Kultur des Gastgeberlandes nicht verstehen und schätzen.

Janne Teller vollzieht in diesem Essay einen radikalen Perspektivenwechsel. Sie spricht den Leser direkt mit "Du" an und versetzt den Leser in das Leben eines vierzehnjährigen Jungen, dessen Welt zusammenbricht. Durch die Flucht wird das Leben gerettet, doch das neue Leben ist nicht glücklich. Es bleibt die Sehnsucht nach der verlorenen Heimat, nach der Vergangenheit, die niemals wieder Wirklichkeit werden wird.

Auch wenn die Darstellung an manchen Stellen etwas pauschal und zugespitzt wirkt, so ist das Gedankenexperiment doch aufrüttelnd. Es bringt eingefahrene Vorstellungen in Bewegung und verlangt differenzierte Stellungnahme. Der Essay ist schon 2001 entstanden, wurde 2004 als Büchlein herausgebracht und wird für jedes Land der dortigen Situation angepasst. In der heutigen Diskussion um Asyl und die Flüchtlingswelle hoch aktuell und ein hilfreicher Beitrag, um mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen.