Rezension

Krimi und Agentengeschichte zusammen

Die stille Tochter - Gard Sveen

Die stille Tochter
von Gard Sveen

Bewertet mit 4 Sternen

Dies ist mein erster Roman von Gard Sveen. Dementsprechend kenne ich auch die anderen Bände um den Polizisten Tommy Bergmann. Gerade was das Privatleben des Protagonisten betrifft, ist das etwas von Nachteil, aber die Fälle sind abgeschlossen, weshalb man, meiner Meinung die Romane auch getrennt voneinander lesen kann.

Der Beginn war für mich schwierig. Die Geschichte um KGB Agenten, Tote DDR Flüchtling war verworren. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen 1982 und 2016. Wobei mir die Geschichte um Christel Heinze aus Ostberlin im Jahr 1982 besser gefiel. Sie hatte Struktur und ich konnte mich gut in Christel hineinversetzen. Ihre Angst, als sie in Oslo von ihrem Sportclub geflüchtet, die Angst vor Agenten, war gekonnt beschrieben. Dagegen war die Handlung in Gegenwart einfach sehr verworren, was vielleicht auch an meinem fehlenden Vorwissen bezüglich der Verstrickungen des Geheimdienstes und verschiedener Regierungsbeamten. Auch dadurch zog sich für mich besonders der erste Teil des Romans. Ab der Mitte wurde es für mich spannender. Der Handlungsstrang um den Geheimdienst und Bergmann wurde strukturierter und nachvollziehbarer.

Insgesamt ein wirklich spannender Roman. Der schnelle Wechsel der Perspektiven war für mich etwas gewöhnungsbedürftig. Da mir vor allem die Hintergründe der einzelnen Geheimdienstmitarbeiter und Regierungsbeamte undurchsichtig blieb. Dazu noch der Wechsel der Zeitebenen, die zum Teil Schlag auf Schlag gingen. Interessant und spannend blieb es die ganze Zeit, da die Auflösung auch wenig vorhersehbar war. Immer wieder gab es Überraschungen für Bergmann und mich als Leser. Die Mischung zwischen Agentengeschichte und Krimi ist gelungen.

Kurz zum optischen des Romans: das Cover passt farblich und gestalterisch sehr gut zu den anderen Bänden der Reihe. Die skandinavischen Häuser haben meiner Meinung nach nur wenig mit dem Inhalt zu tun. Da würde ich eher auf einen typischen Krimi schließen. Aber das besondere hier, ist ja gerade der Geheimdienst und die Verstrickungen während des Kalten Krieges. Das heute man vielleicht auch im Cover deutlich machen können.

Ich bin jedenfalls überzeugt und werde mir vielleicht auch die anderen Bände der Reihe zulegen.