Rezension

Kunst,die anders ist

183 Tage - Ianina Ilitcheva

183 Tage
von Ianina Ilitcheva

Bewertet mit 3.5 Sternen

Ianina Ilitcheva beschließt ein Experiment.
6 Monate Isolation. Dabei setzt sie sich vor Beginn einige Regeln.
Da hat sich bei mir schon das erste Mal ein Punkt ergeben mit dem ich so nicht gerechnet habe.
Ich habe feste, strenge Regeln erwartet, keinen Kontakt zu Familie und Freunden, soziale Netzwerke sowieso nicht und eben nur das Nötigste wie Einkaufen oder Arzttermine.
Sie weicht das Ganze auf.
Für mich kein Kritikpunkt, nur eben eine Erwartung, die so nicht erfüllt wurde.
Zum anderen fällt sofort die Gestaltung dieses Kunstwerks ins Auge.
Denn so kann man es vor allem nennen.
Es ist eine Ansammlung von Zeichnungen, Gedichten, Post it's und zwischendurch auch mal ein etwas längerer Text, als einen Tagebucheintrag würde ich es betiteln.
Die Mittel, die die Künstlerin wählt, waren für mich leider nicht die geeigneten.
Denn für die Gedichte und Post it's haben mir einfach Hintergrundinformationen gefehlt, um sie vernünftig interpretieren zu können. Zudem fehlt es mir an einer künstlerischen,poetisch literarischen Ader.
Es gab originelle Zeichnungen und Aussagen, die mir sehr gefallen haben, einfach weil ich in diesem Moment ihre Beweggründe nachvollziehen konnte, während sich bei anderen der Sinn einfach nicht erschlossen hat.
Was mir an diesem Werk wirklich gefehlt hat, war eine Entwicklung.
Der Ton blieb während des gesamten Experiments gleich, nüchtern, sachlich, ein bißchen distanziert.
Nur während ihrer persönlichen Tiefschläge konnte man eine Veränderung bemerken, aber meiner Meinung nach hatte das nichts mit der Isolation zu tun.
Ich hatte mir erhofft mehr von diesem Buch mitzunehmen, mehr zu erfahren ob und wie ihre Beziehung oder Einstellung zu den Menschen die ihre nahestehen sich verändert, mehr Zusammenhänge zu lesen.
Mir erscheint ihre Erfahrung doch eher abstrakt, was keine Abwertung sein soll, denn diesen intimen Prozess des Alleinseins mit sich selbst, erlebt jeder sicherlich anders.

Fazit: Es ist ein Kunstwerk und interessant zu lesen, ein ganz anderes Leseerlebnis mit tollen Illustrationen und Gedanken, die Interpretationsspielraum lassen, doch es war nicht ganz das Richtige für mich.