Rezension

Kurz aber gut!

Lebensgeister - Banana Yoshimoto

Lebensgeister
von Banana Yoshimoto

Bewertet mit 4 Sternen

Zu Beginn des Buches „Lebensgeister“ sind wir gleich mitten im Geschehen. Sayoko hat eine Eisenstange im Bauch. Sie und ihr Freund Yoichi hatten einen Autounfall und Sayoko hat eine Nahtoderfahrung: Sie ist an der Pforte zum Jenseits, wird aber von ihrem Großvater wieder in die Welt der Lebenden gebracht. Ihr Freund überlebt nicht. Es vergeht viel Zeit bis sie körperlich genesen ist, aber ihre Seele braucht noch viel länger um zu heilen. Im Buch begleitet der Leser sie dabei, wie sie langsam zurück ins Leben findet.

„Lebensgeister“ war mein erstes Buch von Banana Yoshimoto, deswegen kann ich es nicht mit ihren anderen Werken vergleichen. Der Stil ist auf jeden Fall typisch japanisch. Die Erzählerin analysiert ihre Emotionen ganz nüchtern und fragt sich auch oft was die Gesellschaft davon halten würde. Sayo kann plötzlich Geister von Verstorbenen sehen, aber es beunruhigt sie eigentlich nicht sonderlich. Das Übernatürliche vermischt sich gekonnt mit der Realität.

Das Buch ist außerordentlich kurz, es hat nur 160 Seiten. Es gibt nicht viel Handlung, der Leser begleitet Sayo auf ihrem Weg und bei ihren Gedanken. Sie stellt mit der Zeit fest, dass sie eine andere geworden ist, aber dass diese neue Sayo gut so ist, wie sie ist. Es hat etwas tröstliches, wie die Erzählerin wieder zu einem normalen Leben zurückfindet, Stück für Stück. Dabei ist das Buch aber nicht kitschig.

Es hat mir gut gefallen, dass der Übersetzer typisch japanische Begriffe im Original belassen  und in Fußnoten erläutert hat. Übersetzungen wirken bei solchen Begriffen oft zu verkrampft. Außerdem kann der Japan-Interessierte so noch einiges lernen. In vielen Szenen wird der Leser von japanischem Flair umweht. Vor allem Kyoto wird so schön beschrieben, man möchte am liebsten gleich hinfahren und auch dort spazieren gehen.

Eine sehr schöne kleine Lektüre für zwischendurch. Wie ein Kurzurlaub in Japan.