Rezension

Kurzgeschichten

Alle wollen was erleben - Fabian Hischmann

Alle wollen was erleben
von Fabian Hischmann

Bewertet mit 3 Sternen

Alle wollen was erleben, nur ich leider nicht. Zumindest nicht in dieser Form. Fabian Hischmann hat einen Kurzgeschichten-Band vorgelegt, der seine wirklich schönen sprachlichen Seiten hat, mir aber insgesamt etwas zu beliebig war. Für jeden ist etwas dabei: Ella verliert ihren Bruder während einer Ablenkung; Sophie, die früher Benedykt hieß, wünscht sich Anerkennung; Lukas und Roman ziehen gemeinsam ein Kind groß... Eine Geschichte reiht sich an die nächste, keine hat mich großartig berührt, etwas anklingen lassen. Alle Stories sind sicherlich nah am Zeitgeist, behandeln aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen, aber mir fehlt Substanz. Alles schwebt, ist aus der Zeit gegriffen, beginnt und endet irgendwo, wird nur angerissen. Das ist ein Konzept, das durchaus Leser ansprechen mag, ein Konzept bei dem man vieles selbst überdenken kann, das zum Nachdenken anregen soll, leider haben mich die Charaktere zu wenig interessiert, um das zu tun. Das Buch ist an mir vorbeigerauscht, wie Grasland im Zug. Bisweilen merkt man auf, aber nie genug, um anzuhalten und genauer hinzusehen.
Vielleicht hätte ich bekennende Schnelleserin die Geschichten häppchenweise lesen sollen, nur eine am Tag, als Denkanregung. Oder so. Vielleicht bin ich auch schlicht der falsche Lesetyp, eine, die dicke Wälzer Kurzgeschichten meistens vorzieht.
Mich erinnert der ganze Band an dieses derzeit so beliebte Entrümpelungskonzept, bei dem nur das allernötigste zum Leben erhalten bleibt, der Rest weiß gestrichen wird und irgendwo eine einzelne dekorative Teeschale herumsteht. Ich sammele Porzellan, bin notorisch unordentlich und fühle mich erst wohl, wenn es aussieht wie in einer Hobbithöhle. Was ich damit sagen möchte? Das Buch und ich passen nicht zueinander. Aber es wird bestimmt seine Liebhaber finden.