Rezension

Kurzweiliger Episodenroman

Gute Nacht, Tokio -

Gute Nacht, Tokio
von Atsuhiro Yoshida

Bewertet mit 4 Sternen

Tokio bei Nacht. Requisiteurin Mitsuki ist stets auf der Suche nach bestimmten Stücken für den Film, an dem sie gerade arbeitet. Unterstützt wird sie dabei oft von Taxifahrer Matsui, der sich ebenfalls für ein Leben in Nachtschicht entschieden hat. Bei ihren gemeinsamen Fahrten lernen die beiden auch andere Menschen kennen: Telefonseelsorgerin Kanako, Privatdetektiv Shuro oder Bistrobesitzerin Ayano. Die laute Großstadt Tokio gerät dabei völlig in den Hintergrund, denn im Fokus stehen all diese besonderen Charaktere.

„Gute Nacht, Tokio“ ist ein kurzweiliger Episodenroman aus der Feder des preisgekrönten Buchdesigners und Schriftstellers Atsuhiro Yoshida. Die Handlung wird von einem allwissenden Erzähler in der dritten Person und der Vergangenheitsform geschildert, wobei in jedem Kapitel eine andere Figur im Mittelpunkt steht. Dadurch entsteht eine Art literarisches Kaleidoskop, in dem sich das Gesamtbild immer wieder verändert und neu zusammensetzt.

Alle Figuren in diesem Buch haben etwas, das sie beschäftigt. Mitsuki zweifelt beispielsweise daran, ob sie ihren Freund Koichi heiraten soll, Matsui sucht eine verlorene Liebe, der er nur einmal kurz begegnet ist, Kanako ihren vor vielen Jahren verschwundenen Bruder. Zu einen wichtigen Angelpunkt wird im Verlauf der Handlung ein Bistro mit dem bezeichnenden Namen „Drehkreuz“, in dem nach und nach alle Figuren in unterschiedlichen Kombinationen aufeinandertreffen. Dass sich alle wichtigen Szenen bei Nacht abspielen, gibt der Geschichte dabei eine ganz bestimmte Atmosphäre und schafft eine unsichtbare Verbindung zwischen den Charakteren.

„Gute Nacht, Tokio“ ist ein liebevoller, kurzer Roman darüber, wie zufällige Begegnungen unser Leben positiv beeinflussen können. Manchmal fügt sich dabei alles etwas zu einfach und glücklich zusammen, aber bei dieser Art von Wohlfühlgeschichte sehe ich darüber gerne hinweg. Das Episodenhafte der Geschichte führt jedoch dazu, dass wir all die sympathischen Charaktere leider nicht näher kennenlernen oder ihr Schicksal weiterverfolgen können. Schade!