Rezension

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Lag der Tote im leeren oder vollen Whisky-Fass?

Der Tote im Whiskey-Fass - Ivy A. Paul

Der Tote im Whiskey-Fass
von Ivy A. Paul

Bewertet mit 3.5 Sternen

Auf diesen neuen Krimi wurde ich letzten Herbst aufmerksam und war dann erst mal enttäuscht, dass er erst Anfang 2017 erscheint. Als Trost dafür habe ich an der Frankfurter Buchmesse die Autorin Ivy A. Paul kennengelernt und konnte mich mit ihr unterhalten. Eine sehr sympathische Frau, deren Liebe zu Irland und zu Büchern zu spüren war. 
Mittlerweile ist das Buch erschienen. Das tolle Cover hat bereits einige User eines Forums zu Vermutungen hingerissen - da wollten einige wissen, ob denn der Tote im vollen oder leeren Whisky-Fass gelegen hat.

Ja, das Fass war voll. Der Whisky darin war eine neue Spezialabfüllung. So wie die Präsentation dieses neuen O'Mulligan-Whisky nicht ganz wie geplant ablief, so gestaltet sich auch der anfängliche Aufenthalt von Loreena Fallon in Badger's Burrow schwierig. Zuerst findet sie im Dorf kein Bed & Breakfast und kurz darauf wird sie von der Polizei bereits vernommen. Im Jackett des Toten fand man nämlich die Visitenkarte ihres vor kurzem verstorbenen Vaters...

Loreena erfüllt den letzten Wunsch ihres Vater, seine Asche an gewissen Stationen des irischen Whisky-Trails zu verstreuen. John Fallon stammte aus Irland, viel mehr weiss Loreena aber nicht über ihn und möchte diese Reise deshalb auch dazu benutzen, etwas über seine Familie herauszufinden. Dies gestaltet sich schwierig, nicht nur wegen der Leiche im Fass. Immerhin hat Loreena doch noch eine Unterkunft samt netter Herbergswirtin gefunden, Mrs Mae Pennywether, eine interessante ältere Frau, die ihr Ideen gibt, wo und wie sie nach ihren Vorfahren suchen könnte. 

Am Anfang hatte ich Mühe in die Geschichte reinzukommen. Die Leiche wird zwar sehr schnell entdeckt, doch gerade die Seiten rund um den Leichenfund musste ich zwei, dreimal lesen: kaum entdeckt man die Leiche im Fass, befragt Polizist Brandon Porter im nächsten Satz auch schon Loreena. Konkret ist dazwischen aber einige Zeit vergangen. Obwohl ich mir natürlich vorstellen kann, wie die Polizeimaschinerie in Gang gesetzt wird, fand ich diese und später auch weitere Übergänge zu schnell und unvollständig erzählt. 

Die Krimigeschichte hat mir sehr gut gefallen, sie ist spannend und enthält einige überraschende Wendungen. Meine Lieblingsfigur ist eindeutig Mae, eine sympathische Frau, der man nichts so leicht vormacht. Ich weiss nicht, ob eine Fortsetzung geplant ist, aber wenn, kann ich mir Mae und Loreena sehr gut als Ermittlerpaar vorstellen!

Auch wenn es sich Anfangs eventuell ein wenig anders vermuten lässt, ist "Der Tote im Whiskey-Fass" einer der seltenen Bücher, in dem sich keine Liebes- oder Beziehungskiste anbahnt. Ich finde es toll, wenn ein/e Autor/in beschliesst ohne auszukommen; es ist sehr angenehm zu lesen, wenn auf amouröse Verstrickungen verzichtet wird.

Beim Lesen irritiert hat mich die Schreibweise von "Whiskey". Auch wenn mir der Grund für diese Version bekannt ist: hierzulande ist sie nach wie vor nicht gang und gäbe und deshalb verzichte ich weiterhin auf das e im Whisky. Selbst in Irland ist die Schreibweise erst seit kurzem gebräuchlich.

Fazit: Stimmiger und spannender Krimi, der Lust auf den Whisky-Trail macht; aber sprachlich ein wenig Luft nach oben hat. 
3.5 Punkte.